Gesundheit erlangen - Sommer 2021

7 Titel „Das Leben ist wie Fahrradfahren. Um die Balance zu halten, muss man in Bewegung bleiben“, sagte Albert Einstein. Bewegung, körperlich wie geistig, bestimmt unser Sein. Bewegung ist überall – auch am Uni-Klinikum Erlangen: Hier gibt es Sportwis- senschaftler und Ernährungsmedizinerinnen, die am optimalen Mix aus Sport und gesunder Ernäh- rung forschen (s. S. 12). Es gibt Fachärzte für Or- thopädie und Unfallchirurgie, die sich bestens mit Muskel- und Gelenkbeschwerden auskennen und die Büroangestellte genauso wie Profifußballer wieder fit und beweglich machen (s. S. 18). Es gibt Therapeutinnen, die krebskranke Kinder für Sport begeistern (s. S. 14), Wissenschaftler, die den Gang von Parkinsonpatienten analysieren, um da- raus spezielle Gymnastikübungen zu entwickeln (s. S. 20), Bouldertherapeuten, die mit Depressi- onspatienten klettern gehen, und viele andere. Sie alle wissen um die Heilkraft der Bewegung und ha- ben sie bei ihren Patienten schon oft erlebt. Beweglich im Kopf Je mehr Bewegungserfahrungen wir im Lauf unse- res Lebens machen, desto besser gelingt es unse- rem Gehirn, die Bewegungsabläufe an den dazuge- hörigen Körper anzupassen – wir werden also motorisch immer besser. Neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass wir unsere Motorik sogar schon schulen können, bevor wir überhaupt kör- perlich aktiv werden: Viele Klettersportler etwa vi- sualisieren ihre geplante Route, die genauen Griffe und Tritte. Sie empfinden ihre Züge vorher im Kopf und in ihrem körperlichen Erleben so detailliert wie möglich nach und machen damit ihre späteren Be- wegungen sicherer und präziser. Körper und Gehirn sind fest verzahnt. Das zeigt auch der Satz „Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper“. So alt diese Weisheit ist, so wahr ist sie bis heute. Dass Bewegung Knochen und Immunsystem stärkt, Muskeln auf- und Fett abbaut, ist weitgehend bekannt. Doch: Bewegung ist auch Medizin für den Kopf! Vielleicht die beste, die es bislang gibt. Wer sich bewegt, fördert die Durchblutung seines Gehirns, wird wacher, aufmerksamer, konzentrier- ter und verbessert seine Gedächtnisleistung. Das wusste auch schon der Philosoph Aristoteles, der regelmäßig durchs antike Athen wandelte und da- bei zu tieferen Erkenntnissen gelangte als im Sit- zen. Forscher der Deutschen Sporthochschule Köln vergleichen körperliche Aktivität mit dem Restart eines Computers: Ist unser „Arbeitsspeicher“ voll und fangen wir dann an, uns zu bewegen, wirkt das wie ein Neustart fürs Gehirn. Durch die Aktivität kriegen wir den Kopf frei und schaffen (Speicher-) Platz für Neues. Einige Studien haben sogar nach- gewiesen, dass unser IQ durch Sport leicht ansteigt. Gegen Parkinson und Demenz Die Forschung zeigt auch: Bewegung beugt neuro- degenerativen Erkrankungen wie Parkinson und Demenz vor. So konnten die Teilnehmer des Bewe- gungsprogramms GESTALT (kurz für: Gehen, Spie- len, Tanzen als lebenslange Tätigkeiten), das an der FAU Erlangen-Nürnberg zur Prävention von Demenz entwickelt wurde, ihre kognitive Leistungsfähigkeit nachweislich verbessern – insbesondere ihr Kurz- zeit- und ihr Arbeitsgedächtnis. Menschen, die be- reits demenzielle Veränderungen zeigen, können den Krankheitsverlauf mit der MAKS-Therapie (MAKS: motorisch, alltagspraktisch, kognitiv, sozi- al) verlangsamen. Entwickelt wurde sie von Prof. Dr. Elmar Gräßel von der Psychiatrischen und Psy- chotherapeutischen Klinik des Uni-Klinikums Er- langen. Einer der vier MAKS-Bausteine sind motori- sche Übungen. Dazu gehören u. a. Lockerungen, Bewegungsspiele und Tanz (im Sitzen). Sie steigern die Beweglichkeit von Demenzkranken, schulen ihr Gleichgewicht, ermutigen zur sozialen Interaktion und wecken die Freude an Bewegung. → Bewegung ist wie ein Neustart fürs Gehirn.

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