Gesundheit erlangen - Herbst 2021

32 Du siehst dir gerade einen spannenden Film an: Vier Kinder sitzen in der Patsche. Es ist kein Aus- weg in Sicht und die Verbrecher scheinen ihren fie - sen Plan in die Tat umsetzen zu können. Zum Glück können sich die Freunde mit vereinten Kräften in letzter Minute retten! Die Polizei verhaftet die Böse- wichte, und die Kinder fallen sich voller Erleichte- rung mit Tränen in den Augen in die Arme… Auch du bist natürlich erleichtert und freust dich – da pas- siert es: Du bekommst eine Gänsehaut. Du kennst das Phänomen ja: Gänsehaut macht sich oft erst mit einem kalten Schauer bemerkbar, darauf folgt ein Kribbeln im Nacken, vielleicht sogar am ganzen Körper. Und auf der Haut sind diese kleinen Knubbel zu erkennen: Deshalb nennen wir sie auch Gänsehaut, weil unsere Haut dann aus- sieht wie die Haut einer gerupften Gans. Manche sagen übrigens Hühnerhaut dazu. Aber wie entsteht Gänsehaut eigentlich? Es gibt zwei bekannte Auslöser: Kälte und (starke) Gefüh- le. Fangen wir mit der Kälte an, das ist einfacher: Wenn wir frieren, versucht unser Körper, die Wärme zurückzu- halten. Dies gilt auch für Tiere. Sie Es antwortet Dr. Andreas Maronna, Hautfacharzt und Oberarzt an der Hautklinik des Uni-Klinikums Erlangen. Warum bekomme ich Gänsehaut? Kinder fragen Ärzte richten ihr Fell auf und zwischen den Haaren hält sich eine dicke wärmeisolierende Luftschicht. Je- des einzelne Haar besitzt einen winzigen Muskel, der an ihm ziehen kann und so dafür sorgt, dass es sich aufrichtet und dass sich die Haut ein biss- chen aufwölbt. Deshalb heißt er auch Haaraufrich- temuskel. Unsere menschlichen Vorfahren hatten noch viele Körperhaare. Dieses Fell ist bei uns heute weitgehend verschwunden und besteht oft sogar nur noch aus feinen, kaum mehr sichtbaren Flaumhärchen. Die Gänsehaut-Reaktion bei Kälte ist allerdings geblieben, auch wenn sie kaum noch Sinn ergibt. Die andere Ursache sind Gefühle, wobei es gute und schlechte sein können: Angst, Mitgefühl, Freu- de usw. Unsere Gefühle entstehen im Gehirn, das aus unzähligen Nervenzellen besteht. Diese sind eng vernetzt mit den Nervenzellen des Bauchs. Dieses Bauchnervensystem aktiviert nun bei star- ken Gefühle die Haaraufrichtemuskeln (genauso wie bei Kälte), wodurch die Gänsehaut entsteht. Aber warum passiert das? Die Wissenschaft hat eine Vermutung: Unsere noch Fell tragenden Vor- fahren fürchteten sich ja auch – z. B. bei einem An- griff durch Tiere –, und dank des aufgestellten Fells wirkten sie größer und bedrohlicher. Der Angreifer sollte dann hoffentlich selbst Angst bekommen und die Flucht ergreifen. Bei Hunden können wir das beispielsweise heute noch sehen: Wenn sie bel- lend eine Katze verjagen, dann stellen sich bei ihnen die Nackenhaare auf.

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