Gesundheit erlangen - Herbst 2021

43 Medizin-Report anderen Disziplinen zusammen und bitten zum Beispiel um eine ergänzende Ultraschallunter- suchung des Herzens, wenn wir die Situation als schwierig einschätzen“, erläutert Prof. Schüttler. „Es ist wichtig, dass Sie im soge- nannten Narkosegespräch alles erwähnen und nicht schummeln – vor allem nicht bei Ihrem Gewicht, Ihrer Krankengeschichte und bei der Information, ob Sie rauchen.“ Alle Augen auf die Atmung Während früher noch Äther und Lachgas zum Einsatz kamen, erfolgt die Anästhesie heute standardmäßig intravenös, also über einen Zu- gang in die Blutbahn. „Wir leiten die Narkose ganz sanft ein“, sagt Jürgen Schüttler. „Sie er- halten sehr starke Schlafmittel sowie meistens Opioide. Äußerst aufgeregten Menschen ver- abreichen wir vorher gegebenenfalls schon ein Beruhigungsmittel.“ Das Hauptaugenmerk des Anästhesie-Teams liegt von Anfang an auf der Atmung. Da die selbstständige Atmung wäh- rend einer Vollnarkose aussetzt, werden die Patientinnen und Patienten mittels Beatmung mit Sauerstoff versorgt. Wer raucht, benötigt oft mehr Sauerstoff als abstinente Mitmen- schen. Bei besonders schweren Operationen sichern die Expertinnen und Experten die At- mung mithilfe eines Tubus, einer in die Luftröh- re eingeführten Kanüle. Über mehrere Monito- re behält das Team u. a. die Gehirnströme und damit die Narkosetiefe im Blick. „Dabei unter- stützt uns künstliche Intelligenz“, fügt Prof. Schüttler hinzu. „Schläft die Person nicht tief genug, erkennt das die KI und bewirkt eine er- höhte Medikamentenzufuhr.“ Nach der OP begleitet das Anästhesie-Team seine Patientin bzw. seinen Patienten wieder aus der Narkose heraus. Es lässt das Narko- tikum ausfluten, verabreicht stattdessen Schmerzmittel, entfernt ggf. den Tubus und übernimmt die Überwachung im → „Nie war eine Narkose so sicher wie heute.“ Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Schüttler „Bei der Narkose unterstützt uns künstliche Intelligenz.“ Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Schüttler

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