Gesundheit erlangen - Winter 2021/22

| 17 Titel TITEL Ein Patient entwickelt immer neue Symptome. Am Ende erklärt eine einzige ernährungsmedizinische Diagnose all seine Beschwerden. VON FRANZISKA MÄNNEL Kai Hahn (Name geändert) hat sich nie für Ernäh - rung interessiert. „Ich habe nicht gesund gelebt, immer viel gegessen – Pizza beim Italiener oder Fast Food auf Dienstreisen“, sagt der 37-Jährige. „Mit Sport konnte ich das kompensieren.“ Doch Zeit seines Lebens beobachtete Kai Hahn an sich unterschiedliche Symptome: Asthma und Migräne schon in der Kindheit, ab Mitte 20 Abszesse im Ge - sicht, später Schwindel, Durchfälle, Zahnfleisch - bluten, Neurodermitis, Akne und extreme Müdig- keit. „Heute bin ich überzeugt, dass das alles schon lange zusammenspielt“, sagt Kai Hahn. „Irgend- wann hatte ich den achten Hausarzt, aber keiner hat die Ursache meiner Beschwerden gefunden oder einen Zusammenhang hergestellt.“ Während des Coronalockdowns fing der Patient an, zu re - cherchieren und vermutete schließlich eine Hista - minintoleranz. „Wenn ich Histaminhaltiges geges- sen oder getrunken habe – Rotwein, Käse oder Sa - lami zum Beispiel – ging es mir schlecht. Aber ich wollte verstehen, wie es bei mir dazu kam.“ Anfang 2021 empfahl ihm ein Allge - meinmediziner, sich an die Ernäh - rungsmedizinerin Prof. Dr. Yurdagül Zopf vomUni-Klinikum Erlangen zu wenden. Kein Katzensprung für Kai Hahn, der in der Nähe von Ingol - stadt lebt. Doch imMai 2021 bekam er in Erlangen die Antwort, die so lange niemand fand: Der 37-Jährige „Ernährung war mir immer egal“ leidet an einer Weizenallergie. Als man das Getrei- de imRahmen einer Studie auf seine Darmschleim- haut sprühte, zeigte das Gewebe eine heftige Ent- zündung. Weizen führt bei Kai Hahn dazu, dass Histamin ausgeschüttet wird – ein Botenstoff, der u. a. an allergischen Reaktionen beteiligt ist. „Wenn ich zusätzlich zumWeizen histaminhaltig esse, be - komme ich Probleme“, erklärt der Patient. Die The - rapie: Weizen weglassen – also z. B. Fast Food und Weißbier –, Pizza selbst zubereiten und beim Bä - cker nach Alternativen fragen. „Wenn ich doch mal falsch gegessen habe, helfen mir ein Antihistami- nikum, Vitamin C, Heilerde und viel Wasser“, sagt Kai Hahn. „Ich habe gemerkt, wie die Ernährung das Leben verändert. Ich rate deshalb jedem, darauf zu schauen, was einem guttut und was nicht.“ Nahrungsmittelunverträglichkeiten – Fiktion oder Realität? Am 23. Februar 2022 bespricht Prof. Dr. Yurdagül Zopf diese Frage im Rahmen der Reihe #WISSENWOLLEN der FAU Erlangen- Nürnberg. www.wissenwollen.fau.de

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