Gesundheit erlangen - Winter 2021/22

KOPFSACHE In der dunklen Jahreszeit verkriechen wir uns mit Keksen unter der Sofadecke und versinken in Schwermut. Was wir tun können, damit der Trübsinn nicht die Oberhand gewinnt. VON BARBARA MESTEL Die Tage werden kürzer und unsere Augenlider schwerer. In den langen, kalten Wintermona- ten quälen wir uns morgens im Dunkeln aus dem Bett, schleppen uns abends im Dunkeln nach Hause und dazwischen sind wir antriebs- los und müde. „Sie sind nicht faul, Sie befinden sich quasi im Überlebensmodus“, beruhigt mich Dr. Marie Fischer, Ärztin in der Psychiatri- schen und Psychotherapeutischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen, mit einem Augen- zwinkern. „Das Leben des Menschen folgte vie- le Tausend Jahre lang dem Rhythmus der Jah- reszeiten. Im Winter war es wichtig, seine Res- sourcen zu schonen. Das bedeutete: möglichst viel essen und möglichst wenig Energie ver- brennen.“ Kein Wunder also, dass unsere Kör- per – Leistungsgesellschaft hin oder her – im Herbst langsam herunterfahren. Müde, träge, hungrig Schuld sind mal wieder die Hormone. „Das Licht, das auf die Netzhaut unserer Augen trifft, hat einen direkten Effekt auf unser Gehirn“, er- läutert Dr. Fischer. „Stark vereinfacht ausge- Winterblues, oh weh 56 | Kopfsache drückt: Je mehr Licht einfällt, desto stärker wird die Produktion des sogenannten Schlaf- hormons Melatonin gehemmt und desto mehr kann das aktivierende Hormon Serotonin wir- ken.“ Im Winter, wenn die Tage bei uns auf der Nordhalbkugel am kürzesten sind, müssen wir nicht nur mit weniger Stunden Tageslicht aus- kommen, seine Intensität ist darüber hinaus deutlich schwächer als im Sommer. „Viele Men- schen bemerken in dieser Zeit ein erhöhtes Schlafbedürfnis, sie fühlen sich träge und emp- finden oft Heißhunger“, schildert Marie Fischer die typischen Anzeichen für einen Winterblues. „Mehr Melatonin – weniger Glückshormon: Das schlägt natürlich auch aufs Gemüt.“ Ab nach draußen! Sich dem Blues hinzugeben und während die- ser „Winterruhe“ neue Kräfte zu sammeln, kann durchaus seine schönen Seiten haben. Doch wer unter der bleiernen Müdigkeit leidet, gerne mehr Elan für die Arbeit oder für Freizeitaktivi- täten hätte, der kann etwas für sich und sein Wohlbefinden tun. „Die Faustregel lautet: täg- lich eine Stunde bei Tageslicht raus an die fri- sche Luft“, sagt Dr. Fischer. „Am besten inte-

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