Gesundheit erlangen - Herbst 2023

| 15 Titel Prof. Dr. Matthias May erinnert sich noch genau an den 9. April 2023. Er machte gerade Urlaub in Frankreich. Der leitende Oberarzt am Radiologischen Institut des Uniklinikums Erlangen brachte an diesem Tag einen Müllbeutel zu einem öffentlichen Container. „Weil der aber schon voll war, stopfte ich die Tüte hinein“, erinnert sich Prof. May. Zu diesem Zeitpunkt wusste er allerdings nicht, dass sich darin die Scherben einer Glasvase befanden. „Da spritzte mir auch schon das Blut entgegen, weil ich mir offenbar die Arterie am linken kleinen Finger durchtrennt hatte. Ich hatte sofort kein Gefühl mehr in der Außenseite meiner Hand.“ Dem Mediziner war gleich klar, dass ein Nerv verletzt worden war. In der Notaufnahme eines südfranzösischen Krankenhauses wurde Matthias Mays Finger trotz seiner geschilderten Gefühlsbeschwerden sofort genäht, sein Nerv wurde nicht wieder zusammengefügt. Zwei Tage später, zu Hause angekommen, ließ er sich am Uniklinikum Erlangen untersuchen: „Die Oberärztin sagte deutlich, dass die Naht noch mal aufgemacht und der Nerv gerichtet werden muss“, berichtet Prof. May. Noch in derselben Woche operierte ihn Prof. Dr. Dr. h. c. Raymund E. Horch, Direktor der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik. Schnell handeln „Verletzte Nerven sollten so schnell wie möglich wieder zusammengefügt werden“, betont Prof. Horch. „Je länger man die Nervenenden sich selbst überlässt, desto mehr sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass das Gefühl wiederkommt. Das Risiko für Auf den Nerv gefühlt NERVENCHIRURGIE Sind die feinen Nervenstrukturen der Hand verletzt, erfordert das eine besonders präzise Reparatur, um Beweglichkeit und Gefühl wiederherzustellen. VON ALESSA SAILER sogenannte Neurome steigt hingegen.“ Diese knotenartigen Gebilde entstehen, weil die Nervenfasern zwar wachsen, sie aber keine sinnvolle Verbindung zu einem anderen Nervenende finden. Dahinter steckt die „Wallersche Degeneration“: Nach etwa drei Wochen fängt der Nerv an, auszusprossen. Bindegewebe setzt sich um die Wunde; die Nervenenden stoßen an das Gewebe und wachsen ungerichtet – ein Neurom entsteht. → Von dem Unfall im Frühjahr 2023 zeugen die Narben am Finger und am Arm. Aus Letzterem wurde die „Venenhülle“ für den durchtrennten Nerv entnommen.

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