Gesundheit erlangen - Sommer 2024

| 15 Titel Kaputtes Knie durch Borrelien? Gabriele Meixner* ging wegen eines geschwollenen Knies zum Orthopäden und berichtete ihm auch von dem Ausschlag am Arm, den sie etwa ein halbes Jahr zuvor bemerkt hatte. Der Nürnberger Arzt nahm Blut ab und wies darin Antikörper gegen Borrelien nach. „Ergüsse in großen Gelenken wie dem Knie sind typisch für eine Borreliose“, erklärt Prof. Harrer. „Das Knie war dick, aber nicht übermäßig warm. Dazu passte, dass die Patientin viel draußen ist, in der Vergangenheit schon Zecken hatte und auch eine Rötung auftrat.“ Gabriele Meixner bekam ein Antibiotikum. „Ich konnte ein Jahr lang wieder richtig laufen und Sport machen, dann bekam ich starke Schmerzen“, berichtet sie. Das Problem: Ein MRT-Bild zeigte einen eingerissenen Meniskus, der operiert werden musste. Nach dem Eingriff verschwanden zwar die Schmerzen, aber der Erguss kam zurück. „In solchen Fällen ist es nicht einfach, zu beurteilen, ob es ein orthopädisches oder ein bakterielles Problem ist“, verdeutlicht Prof. Harrer, der Gabriele Meixner weiterbehandelte. „Aber wir konnten eine OP-bedingte Entzündung ausschließen. Sie hatte hohe Werte bei den Borrelien-Antikörpern und es scheint so zu sein, dass die Bakterien eher ein Gelenk befallen, das orthopädisch schon stark beansprucht ist.“ Der Experte verordnete deshalb für vier Wochen ein neues Antibiotikum, das die Schwellung abklingen ließ. „Manchmal hinkt die Besserung der Therapie aber auch etwas hinterher und man braucht Geduld – vor allem, wenn die Infektion länger zurückliegt“, sagt er. Gabriele Meixner hofft nun, dass ihr Knie dauerhaft Ruhe gibt. „Alternativ können wir Antibiotika auch intravenös verabreichen und so höhere Wirkspiegel erzielen“, erläutert Prof. Harrer. Nur selten rufen Borrelien das Immunsystem derart auf den Plan, dass eine Autoimmunreaktion entsteht: Der Erreger ist dann zwar ausgelöscht, doch es bleibt eine rheumatische Erkrankung zurück. „Die müssen wir dann mit Medikamenten behandeln, die das Immunsystem hemmen, zum Beispiel mit Kortison.“ * Name von der Redaktion geändert Bei der typischen Hautrötung behandeln wir sofort, ohne Blut abzunehmen. Prof. Dr. Thomas Harrer FSME: Eine Impfung schützt Auch die FSME – die Frühsommer-Meningoenzephalitis – wird durch Zecken übertragen, doch nur etwa 0,1 bis 5 Prozent der Tiere tragen das verursachende Virus in sich. „Das Risiko, zu erkranken, ist deshalb glücklicherweise viel geringer als bei der Borreliose. Aber vor allem in FSME-Risikogebieten wird die Impfung empfohlen, weil wir keine Therapie gegen die Erkrankung haben und nur ihre Symp- tome behandeln können“, erläutert Prof. Harrer. Durch die Viren, die im Gegensatz zu den Borrelien sofort durch den Speichel der Zecke übertragen werden, entzünden sich Gehirn, Hirnhäute oder Rückenmark. In der ersten Phase, ein bis zwei Wochen nach dem Zeckenstich, treten grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen auf, gelegentlich auch Magen-Darm-Probleme. Für eine Woche scheint dann alles wieder gut zu sein, doch anschließend kann eine zweite Phase mit neurologischen Symptomen einsetzen. „Je älter die Infizierten sind, desto wahrscheinlicher bekommen sie bei einer FSME Beschwerden“, betont Prof. Harrer. Viele Infektion verlaufen jedoch auch symptomlos oder mild. 30 Prozent der erkrankten Erwachsenen behalten neurologische Folgeschäden, bei Kindern sind es nur zwei Prozent.

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