Gesundheit erlangen - Sommer 2024

24 | Fortsetzung von S. 23 Kleine Auszeit für die Eltern Doch nicht immer geht es so schnell wie bei Geschwisterkind Paul. Manchmal ist das Eis dick und es dauert, bis die jungen Patientinnen und Patienten auftauen. „Wenn ich in ein Zimmer komme und jemand ganz verschlossen mit seinem Bärchen dasitzt, spreche ich vielleicht erst mal das Kuscheltier an und erst später das Kind“, verrät Iris Hoseus. „Alles, was wir anbieten, bleibt freiwillig”, unterstreicht Marion Müller. „Aber ein gut gelauntes Kind, das sich wohlfühlt, lässt sich eher auf medizinische Behandlungen ein.“ Einige Patientinnen und Patienten sehen die vier Erzieherinnen über Jahre immer wieder – etwa, weil sie chronische Erkrankungen haben oder eine fortlaufende Krebstherapie brauchen. Betreut werden alle – vom Kleinkind über die Teenagerin bis zum jungen Erwachsenen, Kinder mit und ohne Behinderung, gut therapierbare und sehr schwere Erkrankungen. Zur letzten Gruppe gehört auch Helena. Die Zehnjährige wird seit drei Jahren in Erlangen behandelt. Wegen eines Darmverschlusses erlitt das Mädchen bereits als Kleinkind ein Multiorganversagen, was ihre Nieren bleibend schädigte. Ein Transplantationsversuch scheiterte, fast wäre sie gestorben. Bis heute ist Helena dialysepflichtig. Dreimal wöchentlich – für je vier Stunden – wird ihr Blut maschinell gereinigt. Marion Müller kommt dann vorbei, um „Lenchen“, wie sie sie nennt, die Zeit so angenehm wie möglich zu gestalten. „Ob bauen, puzzeln oder ,Ich seh was, was du nicht siehst‘ mit den anderen Dialysepatienten – uns fällt immer was Neues ein“, sagt die leitende Erzieherin. Helenas Lieblingsbeschäftigung ist Lego. Deshalb bringt Marion Müller ihr heute ein neues Set vorbei und baut mit ihr zusammen. „Sie freut sich immer sehr, wenn jemand kommt, denn nach einer gewissen Zeit wird es langweilig. Das Erzieherinnenteam ist deshalb Gold wert“, sagt Helenas Vater Gerald H. „Und wir Eltern können auch mal weg – auf einen Cappuccino oder einen Gang in den Botanischen Garten. Es bräuchte viel mehr solche Leute. Um das alles zu finanzieren, gibt es ja zum Beispiel den Toy Run e. V. Wir spenden jedes Jahr, auch wenn wir es nie in dem Maß zurückzahlen können, wie uns hier geholfen wird.“ Fünf Minuten Freude Junge Patientinnen und Patienten, die ins Krankenhaus müssen, sind oft ängstlich, weil sie nicht wissen, was auf sie zukommt. „Unser ärztliches und pflegerisches Team leistet tolle Arbeit, aber manche Untersuchungen oder Therapien sind natürlich trotzdem unangenehm“, sagt Marion Müller. „Bei uns Erzieherinnen können sich die Kinder und Jugendlichen ,sicher‘ fühlen. Wir tragen keine weißen Kittel, sondern orange – wir piksen nicht.“ Feature Marion Müller und Patientin Helena sortieren gemeinsam die neuen Lego-Steine, Papa Gerald H. schaut zu. Die anderen beiden Mädchen im Dialysezimmer haben das gleiche Set bekommen, damit sich keine benachteiligt fühlt.

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