Gesundheit erlangen - Sommer 2024

| 3 Editorial Nach einer mehrtägigen Wanderung auf der Dingle-Halbinsel im äußersten Südwesten Irlands spürte ich eines Abends ein Jucken am unteren Rücken und ließ meinen Freund nachsehen: Eine Zecke! Mit der Zeckenkarte, die ich immer im Portemonnaie habe, war das Tier schnell entfernt. Doch am nächsten Tag schien die Stelle um den Stich herum leicht gerötet. Ich ging zu einer Ärztin, die mir am PC zwei Bilder zeigte: eines von der typischen rot-weiß-roten Wanderröte in Ringform und ein Foto einer lokalen Hautreaktion mit kleiner Quaddel, wie ich sie ihrer Ansicht nach hatte. Ein Antibiotikum sei nicht nötig. Ich solle die Stelle aber noch für einige Wochen beobachten. Einige Tage später kamen wir mit den Gastgebern einer Unterkunft auf medizinische Themen. Der Hausherr erzählte von dem Herzschrittmacher, den man ihm vor einiger Zeit hatte einsetzen müssen. Die Ärzte sagten, Borrelien hätten das Organ angegriffen. Dass die von Zecken übertragene bakterielle Infektion nicht selten ist, zeigt sich auch im eigenen Umfeld: Immer wieder schmerzen bei einem Freund von mir Sehnen und Gelenke. Lange wurde er als Hypochonder belächelt, bis eine Ärztin den Zusammenhang mit einem Zeckenstich herstellte. Die damals neunjährige Tochter einer Freundin wiederum hatte plötzlich starke Kopfschmerzen und musste sich tagelang scheinbar grundlos übergeben. Dass ihre Mutter die Die Schattenseiten des Sommers Chefredakteurin von „Gesundheit erlangen“ Zecke erwähnte, die sie ihrer Tochter zwei Wochen zuvor entfernt hatte, wurde leider bei der Ursachensuche zunächst nicht berücksichtigt. Als schließlich die Diagnose Neuroborreliose feststand, war der Hirnstamm schon so stark angegriffen, dass das Mädchen vier Wochen lang täglich ein intravenöses Antibiotikum brauchte. Bei mir traten in Irland und auch später zum Glück keine Haut- oder sonstigen Symptome mehr auf. Aber nach meinem Interview mit Infektiologe Prof. Dr. Thomas Harrer (S. 12) weiß ich nun, dass auch kleine „einfarbige“ Hautrötungen auf eine Borreliose hindeuten können. Der Zeckenexperte erklärt, wie man sich am besten vor den kleinen Blutsaugern schützt, und warum die Diagnostik zeckenbedingter Erkrankungen nicht einfach ist. Welche Plagegeister uns sonst noch den Sommer vermiesen können, lesen Sie ab S. 16. Egal, ob Sie die kommenden Wochen nun im Grünen, am Strand, im Garten oder auf dem Balkon verbringen: Denken Sie bitte in jedem Fall an eine Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 plus und suchen Sie sich so oft wie möglich ein schattiges Plätzchen. Das schützt vor Hautkrebs (S. 8) und macht noch dazu weniger Falten. Gedanken zum Gärtnern Ich habe zwar selbst (noch) keinen Garten, kenne aber einige Menschen, die einen haben. Ich profitiere deshalb auch, darf ich doch manchmal zum Ernten kommen oder zu gemeinsamen Grillabenden. Was ich folglich auch nicht habe, sind Gartennachbarinnen und -nachbarn. Aber ich habe mir ein paar Gedanken zum „Sozialexperiment Kleingarten“ gemacht (S. 37).

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