30 | Medizin Ein Chamäleon kehrt zurück Im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert steckten sich sehr viele Menschen mit Geschlechtskrankheiten an. In den Vorlesungen der Universitäten wurde Medizinstudierenden erklärt, wie sich die Erkrankungen verbreiten und wie sie sich verhindern lassen. Flugblätter warnten u. a. vor der Gefahr, sich mit Prostituierten einzulassen. Auch Moulagen dienten zur Aufklärung und dazu, die Bevölkerung abzuschrecken: Dabei handelt es sich um realistische Abformungen von erkrankten Kör100 JAHRE DERMATOLOGIE IN ERLANGEN Seit den 1920er-Jahren hat sich in Diagnostik und Therapie viel verändert, doch eine Krankheitsgruppe von damals gewinnt auch heute wieder an Relevanz: die Geschlechtskrankheiten. VON FRANZISKA MÄNNEL Zeichen am ganzen Körper „Geschlechtskrankheiten sind nicht zwingend auf den Intimbereich beschränkt“, betont Prof. Sticherling, stellvertretender Direktor der Erlanger Hautklinik. So beginnt die Syphilis oft mit einem Geschwür im Genitalbereich oder am Mund, später können aber auch an anderen Stellen rote Flecken oder kleine Knötchen auftauchen, wie hier im Gesicht. Dazu kommen mitunter Fieber, geschwollene Lymphknoten, Kopfschmerzen oder Müdigkeit. Auch die inneren Organe und das Gehirn können betroffen sein. „Wir nennen die Syphilis das Chamäleon der Medizin, weil sie viele andere Krankheiten nachahmen kann“, erklärt der Dermatologe.
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