| 11 Titel 3 Kriterien für eine bessere Prognose nach Schlaganfall ■ schnell in die Klinik ■ Behandlung in einer zertifizierten Stroke-Unit ■ Rehabilitation absolvieren Das alles wird dann in einer anschließenden stationären Reha oder bei ambulanten Therapeutinnen und Therapeuten fortgeführt. Roter Bus weckt Aufmerksamkeit „Wir wollen ein stärkeres Bewusstsein für den Schlaganfall schaffen: Wie beuge ich vor, wie senke ich mein kardiovaskuläres Risiko, was tue ich im Ernstfall?“, sagt Stefan Gerner. Deshalb nehmen Ärztinnen und Ärzte aus den Bereichen Neurologie, Kardiologie, Anästhesiologie und Gastroenterologie jährlich an der Aktion „Herzenssache Lebenszeit“ teil und klären die Bevölkerung im „Schlaganfallbus“ über präventive Maßnahmen auf. Je mehr Grunderkrankungen vorliegen, umso wahrscheinlicher wird ein Schlaganfall. Nur unter Diabetes zu leiden, ist also weniger gefährlich, als zusätzlich noch Bluthochdruck, Übergewicht und hohe Blutfettwerte zu haben. Der Lebensstil ist eine Stellschraube, an der jeder drehen kann. „Vor allem mit zunehmendem Alter sollte man das tun, denn je älter ein Mensch, umso größer sein Schlaganfallrisiko“, so Prof. Kallmünzer. Alle Patientinnen und Patienten bzw. deren Angehörige erhalten auf der Erlanger Stroke-Unit umfangreiche Hinweise zur Prävention und weiteren Therapie. „Am wichtigsten bleibt dabei das Arzt-Patienten-Gespräch, in dem wir immer auf den Einzelfall eingehen können“, sagt Prof. Kallmünzer. „Vorhofflimmern zum Beispiel erhöht das Risiko für einen Schlaganfall deutlich. Das muss man wissen und sich entsprechend mit Blutverdünnern einstellen lassen. Auch eine verengte Halsschlagader ist ein solcher beeinflussbarer Risikofaktor.“ Dr. Gerner ergänzt: „Eine mediterrane Ernährung, Bewegung, Gewichtsreduktion und der Verzicht aufs Rauchen schützen. 70 Prozent aller Schlaganfälle wären vermeidbar.“ 5 Buchstaben – ein Ziel: STENO Jeder Mensch, der einen Schlaganfall erleidet, sollte schnellstmöglich Hilfe erhalten – egal, ob er in der Stadt nahe einem großen Krankenhaus lebt oder auf dem Land. Um auch Patientinnen und Patienten in ländlicheren Regionen wohnortnah versorgen zu können, gibt es seit 2007 das Schlaganfallnetzwerk mit Telemedizin in Nordbayern (STENO). Mittlerweile gehören 23 Kliniken dazu. Das Uniklinikum Erlangen und die Klinika Nürnberg und Bayreuth sind überregionale Stroke-Units und Beratungszentren für die anderen Partnerkliniken: Mit ihrem Know-how unterstützen sie kleinere Häuser, die zum Beispiel keine eigene Neurologie haben – und zwar telemedizinisch. STENO-Projektleiter Prof. Kallmünzer erklärt: „Meist kommen wir an den anderen Standorten mit Fachärztinnen und -ärzten der Inneren Medizin oder der Notfallmedizin in Kontakt. Sie können ein Telekonsil mit uns anfordern und auf unser Schlaganfall-Wissen zurückgreifen. Wir schauen uns die Patientin oder den Patienten dann per Kamera aus der Ferne an und geben Hinweise zur Untersuchung und zur Therapie. Auch CT- und MRT-Bilder können wir uns mit ansehen.“ Über 3.300 dieser Telekonsile führen die Erlanger Expertinnen und Experten jährlich durch. So erhalten auch diejenigen Betroffenen schnell eine Thrombolyse, die kein speziell ausgebildetes Personal in der Nähe haben. Für Thrombektomien oder neurochirurgische Eingriffe können die Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten dann auch in eines der drei großen STENOZentren Erlangen, Nürnberg oder Bayreuth verlegt werden. „Wenn alles schnell geht, ist die Prognose heute nach einem Schlaganfall deutlich besser als vor 20, 30 Jahren“, sagt Prof. Kallmünzer. „Früher hat man einfach abgewartet – heute haben wir wirksame Therapien.“
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