Titel 14 | Fortsetzung von S. 13 Rettungshubschrauber zum Einsatzort. „Das gilt natürlich auch für unwegsames Gelände, das nicht per Straße erreichbar ist, oder wenn ein Rettungswagen zu lange brauchen würde, um zur Unfallstelle zu gelangen“, sagt Dr. Schiele. Während sich der besetzte Helikopter vom Nürnberger Flughafen aus auf den Weg macht, sucht die Leitstelle ein freies Bett im Umkreis. „Am besten in einem Traumazentrum wie dem Uniklinikum Erlangen“, betont Albert Schiele, der auch mal per Seilwinde zum Unfallopfer gelangt, weil der Hubschrauber nicht in unmittelbarer Umgebung landen kann. Dafür trainieren er und die anderen acht Flugärztinnen und -ärzte aus der Anästhesiologie des Uniklinikums Erlangen sowie die Kolleginnen und Kollegen aus Nürnberg und Fürth, die sich bei den Flugdiensten abwechseln, jedes Jahr direkt in entsprechendem Gelände, etwa in der Fränkischen Schweiz. Nächste Station: Schockraum Ein Rettungshubschrauber hat mindestens drei Personen an Bord: einen Piloten, eine speziell ausgebildete Notfallsanitäterin und einen Notarzt. Manchmal ist zusätzlich ein Luftretter von der Bergwacht Bayern mit dabei, z. B. wenn es um einen Unfall an einem Kletterfelsen geht. „Meist werden die Patientinnen und Patienten vom Team im Rettungswagen erstversorgt, bis ein Notarzt kommt. Dann stabilisieren die Helfenden die verletzte Person so weit, dass sie transportfähig ist, und verladen sie in den Hubschrauber“, erklärt Dr. Schiele den Ablauf. Der Mitarbeiter im Schaltraum Kranke Reisende nach Hause bringen Das Uniklinikum Erlangen bietet dem ADAC einen besonderen Service: Drei Ärztinnen und Ärzte der Anästhesiologischen Klinik beraten den Automobilclub zum einen dazu, ob ein verunfalltes oder schwer erkranktes Mitglied vom Urlaubsland nach Hause transportiert werden sollte und kann; zusammen mit rund 15 weiteren Erlanger Medizinerinnen und Medizinern fliegen sie zum anderen auch selbst von Nürnberg aus in einem speziell umgerüsteten Flugzeug zum ADACMitglied, um es zu einem möglichst heimatnahen Krankenhaus in Deutschland zu bringen. Der Oberarzt und leitende Flugarzt Dr. Michael Meyer kümmert sich seit 15 Jahren um die Gesamtorganisation dieser Flugbewegungen und erklärt: „Der ADAC-Ambulanz-Service nimmt die von Mitgliedern gemeldeten Fälle entgegen, eine oder einer der rund 30 Medizinerinnen und Mediziner in München sichtet sie. Im Anschluss klären wir im Team, ob und wie ein Transport nach Deutschland stattfinden kann.“ Der Hintergrund: Vor allem in außereuropäischen Urlaubsländern, z. B. in Mexiko oder Ägypten, ist die Gesundheitsversorgung deutlich schlechter als hierzulande. Im Ausland stehen oft nicht alle nötigen Geräte und manchmal auch kein vergleichbares medizinisches Know-how zur Verfügung. „Da wir viel flugärztliche Erfahrung haben und gleichzeitig in der Klinik tätig sind, ist das Uniklinikum Erlangen der perfekte Ansprechpartner für den ADAC. Seit rund 15 Jahren beschäftigen wir uns mit dem Ambulanzflugdienst ins Ausland. Die Kooperation zwischen dem Uniklinikum und dem ADAC ist so weltweit einmalig“, betont Dr. Meyer. Er und seine zwei stellvertretenden Flugärztinnen schätzen ein: Ist der Patient stabil genug, um auf einem Linienflug zurückzukehren? Ist der Weg auf der Straße sicherer, weil es dort keine Druckschwankungen gibt? Sollte der Betroffene mit dem ADAC-Ambulanz-Flieger heimkehren? Oder würde ein Transport die Genesung gefährden? „Die meisten Fälle sind intensivpflichtige Patientinnen und Patienten“, sagt Michael Meyer. „Manche werden beatmet und brauchen spezielle Medikamente. An einen besonderen Fall erinnere ich mich: Wir haben eine ECMO, also eine Art Herz- Lungen-Maschine, zu einem Patienten nach Mexiko geflogen – inklusive Kardiotechniker und einem herzchirurgischen Team. Dort wurde die Person an die ECMO angeschlossen und sicher nach Hause geflogen.“ Rund 20 dieser außergewöhnlichen ECMO-Einsätze wurden dank des ADAC-Ambulanz- Service bisher realisiert. Die ADAC-Ambulanz-Jets sind in Nürnberg beheimatet.
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