18 |Titel Fortsetzung von S. 17 „Ich glaube, Diabetes und Blutdruck sollten eingestellt werden“, übernimmt eine zweite Instruktorin die Rolle einer Pflegekraft auf Station. „Denkt an die Rhythmusanalyse“, erinnert Kursleiter Florian Kern. „Pulslose ventrikuläre Tachykardie“, beurteilt Paul. „Wir schocken. Alle weg vom Bett!“ Der inte- grierte Defibrillator simuliert einen elektrischen Schock. „Noch mal ein Milligramm Adrenalin geben, bitte!“, weist Paul an. Erneut wird der Herzrhythmus im EKG beurteilt, alle schauen zum Monitor. „Extreme ST-Hebung.“ Paul simuliert einen Anruf im Herzkatheterlabor des Uniklinikums: „Wir brauchen eine Herzkatheteruntersuchung. Verdacht auf Herzinfarkt.“ Das interne Reanimationsteam kommt und übernimmt. „Was war für euch die Herausforderung?“, fragt Instruktor Florian Kern im Anschluss. Tatsächlich hatte „Herr Müller“ einen Herzinfarkt. „Ich war am Anfang etwas verloren, was die Ursache angeht“, gesteht Paul. Kreislaufmanagerin Jule sagt: „Ich fand, wir haben beim Reanimieren gut gezählt und uns beim Drücken gut abgewechselt.“ Dr. Kern kommentiert: „Ja, ihr habt das sehr gut gemacht, die No-Flow-Time war minimal“, sagt er und meint damit die Zeit, in der keine Herzdruckmassage stattfand. „Denkt aber daran, den Brustkorb immer ausreichend zu entlasten. Kompressions- und Entlastungszeit sollten gleich lang sein.“ Und noch eine Sache gibt Florian Kern den Kursteilnehmenden mit auf den Weg: „Erinnert euch an die ClosedLoop-Kommunikation. Sagt nicht: ,Kann jemand bitte Adrenalin spritzen‘, sondern sprecht jemanden direkt an. ,Marie, gib bitte ein Milligramm Adrenalin!‘ Diejenige bestätigt dann kurz, dass und was sie verstanden hat: ein Milligramm Adrenalin. Und sagt, wenn es erledigt ist.“ Die Instruktoren und Dr. Lütcke (l.) in der lockeren Nachbesprechung mit den Medizinstudierenden. Was lief gut? Was lässt sich noch optimieren? Das STZ-Team beherrscht es, einen angstfreien Raum zu schaffen und Feedback wertschätzend und konstruktiv zu vermitteln. Die Helfenden sollten in der Notfallmedizin niemals blind vertrauen, sondern Abläufe lieber einmal mehr hinterfragen. Dr. Björn Lütcke Während des simulierten Notfalls kann Björn Lütcke das Rettungsteam im Nebenraum über mehrere Kameras beobachten. Auch Prüfungen finden so statt. Die Reaktionen der Simulationspuppen lassen sich aus dieser Schaltzentrale heraus oder mithilfe kleiner, tragbarer Steuer-Pads beeinflussen. „Ich kann den Patienten schreien lassen, seinen Herzrhythmus, den Blutdruck, die Sauerstoffsättigung oder sonstige Parameter verändern“, erklärt Dr. Lütcke.
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