| 19 Titel Fehler prägen sich am besten ein Mit jedem Übungsszenario, das am heutigen Tag folgt, werden die angehenden Ärztinnen und Ärzte sicherer und strukturierter. „Uns ist es wichtig, dass sie Routine gewinnen, dass sich ihnen tief einprägt, was man in Fall X oder Y tut. Auch wir Fachärztinnen und -ärzte lernen dabei jedes Mal wieder mit“, erklärt Instruktorin Dr. Susanne Tröster, die heute parallel eine zweite Gruppe Studierender betreut. „Wenn beim Üben etwas nicht glatt läuft, bleibt das besser im Gehirn, als wenn alles gut klappt. Fehler zu bemerken und sich gegenseitig darauf hinzuweisen, ist ein wichtiges Lernziel. Dabei geht es nicht darum, jemandem etwas anzukreiden, sondern darum, im Sinne des Patienten zu handeln.“ Auch Björn Lütcke betont, wie essenziell eine transparente Fehlerkultur ist: „Das ist ein bisschen wie Laufen lernen: Man steht auf, zieht sich irgendwo hoch und fällt hin. Man muss immer wieder aufstehen, wenn man wirklich sicher laufen will. Wenn Plan A nicht funktioniert, muss ich mir das eingestehen und mir B oder C überlegen. Bei einem medizinischen Notfall sollten alle im Raum alles äußern, was der Rettung dient – egal, ob Oberärztin oder Praktikant. Hierfür braucht es eine vertrauensvolle Atmosphäre. Wir nennen das Speakup-Kultur.“ Und genau die haben die Studierenden heute praktiziert. Björn Lütcke hatte die Gruppe bei „Herzinfarkt-Patient Müller“ beobachtet. Der Oberarzt sagt: „Eventuell hättest du dich als Teamleader noch etwas mehr im Raum positionieren können, Paul – um den Überblick zu haben. Du standest sehr nah am Monitor.“ Kreislaufmanagerin Jule hakt ein: „Ich fand seine Position genau richtig. So hatte ich, wenn ich zu Paul geschaut habe, auch immer gleich den Monitor und die Werte im Blick“, sagt sie. „Okay“, kommentiert Björn Lütcke, „aus deiner Perspektive hat es so gepasst. Dann finde ich es super, dass du mir nicht Recht gibst. Blindes Vertrauen ist in der Notfallmedizin immer fehl am Platz. Auch der Co-Pilot darf dem Piloten widersprechen.“ *Name von der Redaktion geändert Notfall im Krankenhaus Am Uniklinikum Erlangen kommen sehr viele Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen zusammen. Umso wahrscheinlicher ist es, dass hier ein medizinischer Notfall eintritt. Bis das interne Reanimationsteam vor Ort ist, müssen die Anwesenden Erste Hilfe leisten. Auch bei OPs können Komplikationen auftreten – etwa unvorhergesehene Blutungen, verschlossene Atemwege oder Herzrhythmusstörungen. Alle Anästhesistinnen und Anästhesisten werden für solche intraoperativen Notfälle speziell geschult. Notfall unterwegs Anästhesistinnen und Anästhesisten des Uniklinikums Erlangen sind als Notfallmedizinerinnen und -mediziner in Erlangen, Herzogenaurach und Höchstadt unterwegs. Auch bei Hubschraubereinsätzen der Nürnberger Station der DRF-Luftrettung sind sie mit an Bord (s. S. 12). Besonders erfahrene Notärztinnen und -ärzte übernehmen außerdem die medizinische Leitung bei Großunfällen und Katastrophenereignissen. Das Lager des STZ wirkt ein wenig wie die Requisitenkammer eines Theaters. Hier lagern u. a. diverse Erwachsenen- und Säuglingspuppen, spezielle Beatmungstorsos und eine Puppe, deren Pupillen sich verändern können. Leuchten Notärztinnen und -ärzte einem Patienten in die Augen, zeigt ihnen die Reaktion der Pupillen, wie es um das Zentrale Nervensystem steht. Sind sie unterschiedlich groß, kann das zum Beispiel auf eine Hirnblutung hindeuten.
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