| 3 Editorial Der Mann liegt am Boden und rührt sich nicht. Vier Medizinstudierende eilen zu ihm. Er sei plötzlich von der Leiter gefallen, sagt eine Mitarbeiterin der Cafeteria, in der gerade Bauarbeiten stattfinden. Sie wisse nicht, was genau passiert sei. Da entdeckt eine der Studentinnen ein Stromkabel, das aus der Zimmerdecke hängt. „Bitte sofort den Strom abstellen“, ruft sie der Cafeteria-Mitarbeiterin zu und beginnt, den Mann neben der Leiter wiederzubeleben. „Das sieht nach Kammerflimmern aus“, sagt der Student, der die Leitung des Rettungsteams übernommen hat, als der Verunfallte mit dem Defibrillator verkabelt ist. Das Team spritzt Medikamente und löst insgesamt drei elek- trische Schocks aus. Sie sollen den normalen Rhythmus des Herzens wiederherstellen. Als das interne Reanimationsteam eintrifft, berichten die Ersthelfenden: „Es war wohl ein strominduzierter Herzstillstand.“ Das Erste-Hilfe-Szenario nach diesem Stromschlag habe ich live miterlebt. Allerdings war es nur eine Übung, ein Kurs im Simulations- und Trainingszentrum (STZ) der Anästhesiologie. Nur wer solche Notfälle trainiert, wer viel Erfahrung sammelt, bekommt irgendwann Routine. Aber auch eingespieltes Verhalten darf niemals auf „Autopilot“ laufen, das vermitteln die STZ-Kursleiterinnen und -leiter den Teilnehmenden immer und immer wieder. Ein „Das haben wir schon immer so gemacht“ gilt nicht, wenn es Das Gewohnte hinterfragen Chefredakteurin von „Gesundheit erlangen“ keine klare und plausible Begründung dafür gibt. Auch in kreativen Prozessen, sei es in der Kunst oder in der Wissenschaft, kommen wir mit dem Altbewährten und Gewohnten nicht weiter, wenn wir wirklich etwas Neuartiges, Innovatives erschaffen wollen. Auch hier geht es darum, etablierte Annahmen zu hinterfragen und alternative Lösungen für alltägliche Probleme zu finden. Der Psychiater und Psychotherapeut Prof. Dr. Johannes Kornhuber hat sich eingehend mit den Voraussetzungen für Kreativität beschäftigt (s. S. 50). Michaela Biet, die wir auf S. 42 vorstellen, ist zum Beispiel überaus kreativ. Ihr gestalterisches Geschick bringt sie in zwei sehr unterschiedlichen Welten ein: in der Medizin und in der Kunst. Denn zum einen fertigt sie Epithesen für Menschen, die beispielsweise wegen eines Tumors ihre Nase oder ihr Ohr verloren haben; zum anderen stellt sie massive Skulpturen aus Stein und Metall her, die man vielerorts im öffentlichen Raum findet. Ich wünsche Ihnen nun viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe und einen gesunden und vielleicht auch kreativen Herbst. Haben Sie schon Ideen, was Sie mit ihm anfangen werden? Gehen nützt dem Geist Laufen Sie beim Telefonieren auch manchmal hin und her? Das ist gar keine schlechte Idee, denn Studien zufolge ist das Gehirn im Gehen einfach mehr „auf Zack“ als im Sitzen. Was das kreative Denken noch fördert, lesen Sie im Interview mit Prof. Kornhuber (S. 50), der übrigens täglich seine Schritte zählt.
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