| 31 Medizin Formulare auszufüllen. Wir wenden uns jeder Patientin, jedem Patienten und auch den Angehörigen individuell zu, fühlen mit und erkennen Bedürfnisse“, ergänzt ihre Kollegin zustimmend. Sicherheit geben Mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen unterstützen die Lotsinnen bei Ängsten und Stress, beantworten offene Fragen und begleiten Patientinnen und Patienten zu ärztlichen Gesprächen. „Betroffene fühlen sich sicherer, wenn jemand dabeisitzt, den man auch im Nachgang noch mal fragen kann, wenn etwas unklar war“, sagt Elke PutzekHolzapfel. Auch wenn es um Aufgaben wie Terminverschiebungen oder die Kontaktaufnahme mit dem Klinischen Sozialdienst geht, stehen die Lotsinnen helfend zur Seite. „Diese kleinen Tätigkeiten werden wirklich unterschätzt. In einer Krankheitsphase können Telefonanrufe und Ähnliches unglaublich schwer zu bewältigen sein“, sagt Elke Putzek-Holzapfel. „Unser Ziel ist es immer, dass die Patientin oder der Patient es letztlich selbst schafft – manchmal braucht es aber eben eine kleine Hilfestellung.“ Dazu gehört auch, dass die Lotsinnen proaktiv auf Patientinnen und Patienten zugehen, um sie mit allen relevanten Anlaufstellen, zum Beispiel mit Selbsthilfeangeboten oder anderen sozialen Diensten innerhalb und außerhalb des Uniklinikums Erlangen, vertraut zu machen. Ruhe und Zeit schenken Der zunehmende Personalmangel und die hohe Arbeitsdichte in klinischen Bereichen hat zur Folge, dass Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte oft zu wenig Zeit finden, um ausführlich auf persönliche Anliegen einzugehen. Genau an dieser Stelle setzt das Lotsinnen-Projekt an: „Schwer kranke Menschen wollen und müssen gesehen und verstanden werden. Diese Extrazeit, die wir als Lotsinnen für Krebspatientinnen und -patienten haben, ist also ganz wichtig“, erklärt Kerstin Sap. „Manchmal kommen wasserfallartig Fragen auf uns zu. Und anschließend kommen häufig die Tränen, weil wir eben genau das bieten können, was es braucht, um die Gefühle zuzulassen: einen geschützten Rahmen, ein offenes Ohr und ausreichend Zeit – auch dann noch, wenn wir etwas zum achten Mal erklären sollen.“ Emotional stützen Einen Menschen ab dem Verdacht auf eine Krebserkrankung bis zur Nachsorge, einem möglichen Rezidiv oder einer palliativen Behandlung zu begleiten, ist intensiv. „Als Lotsin muss man auch die Trauer und das Schweigen aushalten“, weiß Elke Putzek-Holzapfel. „Manchmal gibt es nichts mehr zu sagen. Dann ist es wichtig, einfach als Vertraute da zu sein und die traurige Situation gemeinsam zu ertragen.“ Die Rückmeldungen, die die Lotsinnen von ihren Patientinnen, Patienten und auch deren Angehörigen erhalten, sind durchweg positiv. „Wir fühlten uns sofort in besten Händen“, heißt es auf einem der Feedbackbögen aus dem vergangenen Jahr. „Ich kann nur sagen, dass meine Patientenlotsin ein Segen für mich war“, schrieb eine andere ehemalige Patientin. „Es macht uns natürlich glücklich, so etwas zu lesen. An dieser Stelle sei aber gesagt, dass auch wir vom gegenseitigen Austausch profitieren“, betont Kerstin Sap. So beobachten die Lotsinnen viel Dankbarkeit und Freude über kleine Dinge und das Leben in der Gegenwart, wie essenziell echte Freundschaften sind, Zusammenhalt, Gelassenheit und auch, wie sich der Tod als Teil des Lebens annehmen lässt. „Schwer kranke Menschen haben ein ganz anderes Bewusstsein für die Begrenzung der Zeit und des Lebens", sagt Kerstin Sap. „Sie setzen sich verstärkt mit Fragen auseinander wie ‚Woher komme ich?‘ und ‚Wohin gehe ich?‘. Das ist wohl für jeden von uns relevant, auch ohne Krebserkrankung.“ Kontakt zu den Patientenlotsinnen: patientenlotsen.ccc@uk-erlangen.de
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