40 | Menschen Fortsetzung von S. 39 erläutert Prof. Dr. Markus Metzler, Leiter der Kinderonkologie des Uniklinikums Erlangen. Zusätzlich musste eine Vielzahl von organisatorischen und rechtlichen Hürden überwunden werden. In der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie des Uniklinikums Erlangen steht ein Reinraumlabor für die Herstellung von CAR-T-Zellen im Rahmen von klinischen Studien bzw. individuellen Therapien zur Verfügung. Klinikdirektor Prof. Dr. Andreas Mackensen stimmte nach eingehender Diskussion mit den Kolleginnen und Kollegen einer Herstellung und Anwendung der CAR-T-Zellen bei Uresa zu. Uresas mutige Entscheidung Aber wie ging es der jungen Patientin und ihrer Familie mit der weitreichenden Entscheidung, die nun gefällt werden musste? Therapie – ja oder nein? „Ich hatte Angst, sie zu verlieren“, erinnert sich Uresas Mutter Albana A. „Sie selbst hat mich dann überzeugt und gesagt: ,Ich will das machen, du musst das unterschreiben!‘ Das ganze Team hat mit allen Mitteln gekämpft und alles für meiCAR-T-Zell-Therapie – wie funktioniert das? Vor einer CAR-T-Zell-Infusion werden der bzw. dem Betroffenen eigene Immunzellen (T-Zellen) entnommen und in einem speziellen Reinraumlabor mit einem chimären Antigenrezeptor (CAR) ausgestattet. Diese neuen, „aufgerüsteten“ CAR-T-Zellen werden der Patientin bzw. dem Patienten dann nach einer milden, vorbereitenden Chemotherapie zurückgegeben. Sie docken im Blut an schädliche autoreaktive B-Zellen an und zerstören diese. Das Resultat ist ein Neustart des Immunsystems. Kinderrheumatologe Dr. Tobias Krickau und Kinderonkologin Dr. Nora Naumann-Bartsch haben Uresa monatelang medizinisch betreut. Hier wird die Teenagerin auf eine Immunglobulin-Infusion in der Kinderklinik vorbereitet, die ihr Immunsystem nach der CAR-T-Zell-Therapie stärken soll. ne Tochter getan“, erinnert sie sich. „PD Dr. Fabian Müller, Oberarzt in der Medizinischen Klinik 5, und Prof. Schett haben uns erklärt, wie gut die CAR-T-Zell-Therapie bei den Erwachsenen gewirkt hat und dass sie dieses Potenzial auch für Uresa sehen“, so Albana A. Für ihre Tochter war klar: „Lieber versuche ich es, anstatt einfach aufzugeben.“ Was die Erwachsenenmediziner Uresa und ihrer Mutter berichten konnten: Seit 2021 werden von einem gemeinsamen Team um Prof. Schett, Co-Sprecher des Deutschen Zentrums Immuntherapie (DZI), und Prof. Mackensen immer wieder Patientinnen und Patienten mit verschiedenen Autoimmunerkrankungen, darunter SLE, erfolgreich mit CAR-T-Zellen therapiert. Insgesamt 15 Fälle stellte das Team im Februar 2024 im Rahmen einer Pilotstudie vor. Aktuell läuft in Erlangen die CASTLE-Studie mit 24 Teilnehmenden. Allen geht es bis heute gut – sie sind gesund oder haben wesentlich weniger Beschwerden. Zwar handelte es sich bei allen bisher Behandelten um Erwachsene, doch der durchschlagende Therapieerfolg veranlasste letztlich alle Verantwortlichen auch zu einem Ja für Uresa. Sie erhielt ihre CAR-TZellen schließlich im Rahmen eines individuellen Heilversuchs am DZI des Uniklinikums Erlangen.
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