Gesundheit erlangen - Herbst 2024

ten Zuversicht und Normalität aus, obwohl sie sich Sorgen machten. Ebenso erinnere ich mich an Ludwig, der während der Coronapandemie kaum Besuch bekommen durfte. An seiner Taufe auf der Intensivstation konnten dank Videokonferenz trotzdem etliche Familienangehörige teilnehmen. Es war sehr beeindruckend, wie sich alle beteiligt, Fürbitten gesprochen und gemeinsam gesungen haben. Ich spürte den Zusammenhalt der Familie. Was ist Ihr heimliches Vergnügen? Ich liebe es, täglich ein Stück Torte und einen Latte macchiato in meinem Stammcafé zu genießen – mit Freundinnen oder einem meiner vier Kinder. Manchmal ist auch eines meiner Enkelkinder dabei und unser Hund Rosie. Darauf freue ich mich und das gibt mir Kraft, insbesondere wenn ich Nachtdienst habe und der Tag sozusagen noch lang werden könnte. Sie dürfen eine Plakatwand am Erlanger Hauptbahnhof füllen: Was schreiben Sie drauf? Ich würde Werbung für den Pflegeberuf machen! Ich würde Auszubildende und Pflegende zeigen, die ich kenne und schätze. Und ich würde die schönen Seiten des Berufes jeweils in einem Satz nennen, z. B.: „Wenn Menschen in gesundheitlichen Krisen sind, kann ich sie begleiten – das sind wertvolle Momente!“ 44 | Menschen AUS DEM MEDIZINKÄSTCHEN Von der Nottaufe über ein Gespräch am Krankenbett bis hin zur Unterstützung bei Organisatorischem: Pfarrerin Kathrin Kaffenberger steht den Patientinnen und Patienten als Klinikseelsorgerin zur Seite. INTERVIEW VON BARBARA MESTEL „Nicht die Erkrankung, sondern die Persönlichkeit steht im Vordergrund“ Wen würden Sie gerne mal auf einen Kaffee treffen? Es gibt ein Lied der Band „Unheilig“, das heißt: „Ich würd’ dich gern besuchen“. Es richtet sich an einen lieben Menschen, der verstorben ist und den man vermisst. Bei mir ist das mein Großvater, den ich nur als kleines Kind kannte. Er war Pastor und Jurist. Ich würd’ ihn gern mal treffen, mich mit ihm austauschen und ihn auch einiges fragen. Bestimmt hätten wir viel zu lachen! Aus welchem Fehler haben Sie am meisten gelernt? Als Pfarrerin komme ich sehr häufig in Situationen, in denen ich vorher nicht weiß, wer anwesend sein wird, wenn ich durch die Tür trete. Auf meiner ersten Pfarrstelle hat mir bei einem Besuch zum 100. Geburtstag einmal ein betagter Herr die Tür geöffnet, und ich sagte zu ihm: „Grüß Gott, Sie sind sicher der Jubilar!“ Das Präsent, das ich ihm direkt überreichen wollte, nahm er aber nicht an, sondern führte mich zu seinem Vater. Seitdem behalte ich jegliche Vermutungen für mich, die die Position meines Gegenübers in der Familie betreffen. Welche Begegnung am Uniklinikum Erlangen ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? Die vielen Begegnungen mit Paul auf der Intensivstation der Kinderklinik: Er war ein fröhlicher Junge, der mir beigebracht hat, dass nicht die Erkrankung im Vordergrund steht, sondern seine Persönlichkeit, seine Lebensfreude, sein Schalk. Seine Eltern gaben ihm viel Kraft. Sie strahlSeit 2014 arbeitet Kathrin Kaffenberger hauptberuflich am Uniklinikum Erlangen im zehnköpfigen Team der Klinikseelsorge, das rund um die Uhr erreichbar ist. Die gebürtige Niedersächsin ist v. a. in der Kinderklinik im Einsatz: für die Familien, aber auch für die Mitarbeitenden.

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