Gesundheit erlangen - Herbst 2024

8 | Titel „Legen Sie sich nicht noch mal schlafen, wenn Sie plötzlich Seh-, Sprach- oder Gleichgewichtsstörungen an sich beobachten oder Lähmungen feststellen“, sagt der Neurologe und geschäftsführende Oberarzt PD Dr. Stefan Gerner. „Wählen Sie bei diesen Schlaganfallanzeichen die 112 – und zwar lieber einmal zu viel!“ Time is Brain (Zeit ist Gehirn) – so lautet die bewährte Notfall-Formel. Denn mit jeder Minute, in der ein Schlaganfall nicht behandelt wird, sterben Nervenzellen ab und es steigt das Risiko dafür, dass Sprechen, Sehen, Denken und Bewegen langfristig beeinträchtigt bleiben. „Wir sprechen von der Golden Hour. Das ist die erste Stunde nach dem Schlaganfall. Wird in diesem Zeitfenster eine Therapie begonnen, hat die Patientin oder der Patient langfristig die besten Aussichten“, sagt Stefan Gerner, der die StrokeUnit – eine spezielle Schlaganfall-Station – in der Neurologischen Klinik des Uniklinikums Erlangen leitet. Knapp 1.500 Betroffene werden hier jährlich behandelt. Schnell sein – FAST anwenden Mit dem FAST-Test – Face, Arms, Speech, Time – lässt sich zügig abklären, ob es typische Schlaganfallanzeichen gibt (s. Kasten). „Den Test führt üblicherweise der Rettungsdienst durch“, erklärt Dr. Gerner. „Man kann ihn prinzipiell auch zu Hause bei einem Angehörigen machen, dafür gibt es sogar verschiedene Apps. Ich muss aber sagen: Bei einem akuten neurologischen Symptom am besten gleich den Rettungsdienst rufen. Der Schlaganfall ist ein sehr zeitkritisches Krankheitsbild und die oder der Betroffene muss schnell in eine Klinik gebracht werden.“ Prof. Dr. Bernd Kallmünzer, leitender Oberarzt der Neurologie, fügt SCHLAGANFALL Noch immer warten manche Menschen bei akuten neurologischen Symptomen zu lange ab, obwohl sie direkt den Notruf wählen sollten. Doch bei Verdacht auf einen Schlaganfall zählt jede Minute. VON FRANZISKA MÄNNEL Schlaganfall erkennen Face: Sieht das Lächeln normal aus oder hängt ein Mundwinkel nach unten? Dann deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin. Arms: Können beide Arme nach vorn gestreckt und die Handflächen nach oben gedreht werden? Wenn eine Seite absinkt, spricht das für eine Lähmung. Speech: Kann ein einfacher Satz nachgesprochen werden? Geht das nicht oder ist die Sprache verwaschen, weist das auf eine Sprachstörung hin. Time: Sofort die 112 wählen und die Symptome schildern! TIME is BRAIN In Zahlen Schlaganfallpatientinnen und -patienten sind meist 60 Jahre alt oder älter. Jährlich trifft es 270.000 Deutsche, bis zu 40 Prozent von ihnen bleiben im Alltag mehr oder weniger beeinträchtigt. Der Schlaganfall ist zudem die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Männer haben ein deutlich höheres Schlaganfallrisiko als Frauen.

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