Gesundheit erlangen - Winter 2024/25

18 |Titel Welche Symptome hatten Sie im Verlauf Ihrer Erkrankung? Ich hatte überall extreme Wassereinlagerungen, Bluthochdruck, Schmetterlingsausschlag und Hautbeteiligung am ganzen Körper, Atemnot, Nierenversagen, eine ischämische Attacke und litt unter ständiger Erschöpfung. Wie ging es Ihnen mit der Entscheidung für die CAR-T-Zell-Therapie? Ich habe mich über den Vorschlag wirklich sehr gefreut, weil ich gemerkt habe, dass diese Therapie meine letzte Chance auf ein besseres und gesundes Leben ist. Wie haben Sie die Therapie dann erlebt bzw. vertragen? Die Therapie war sehr anstrengend und auch eine große körperliche Herausforderung, aber ich habe sie letztlich sehr gut vertragen. Nach ca. drei Monaten spürte ich eine Verbesserung im Allgemeinbefinden und die Fitness kam langsam wieder zurück. Wie geht es Ihnen heute, zwei Jahre später, und wie sieht Ihr Alltag jetzt aus? Ich fühle mich wieder richtig fit und gesund, bin belastbar und kann meinen Haushalt wieder komplett ohne fremde Hilfe erledigen. Was hat sich in Ihrem Leben durch die Therapie verändert? Ich kann mein Leben heute ganz bewusst genießen und erleben. Ich schätze jetzt erst die ganz kleinen Dinge im Alltag, die früher selbstverständlich waren. Ich darf wieder raus in die Sonne und auch mein Sport mit Radfahren und Schwimmen ist wieder ohne Probleme möglich. Brille fürs Immunsystem CAR-T-ZELL-THERAPIE Dank modifizierter körpereigener Abwehrzellen stehen nun immer mehr Patientinnen und Patienten mit Autoimmunerkrankungen wieder mitten im Leben. Wir stellen den Leidens- und Genesungsweg von vier Menschen vor, die CAR-T-Zellen erhalten haben. VON ALESSA SAILER Die CAR-T-Zell-Therapie ist ursprünglich eine neuartige, zellbasierte Immuntherapie gegen Krebs. 2019 wurden in der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie des Uniklinikums Erlangen die ersten Patientinnen und Patienten mit Leukämie und Lymphdrüsenkrebs mit CAR-T-Zellen behandelt. Bei dem Verfahren werden den Erkrankten ihre eigenen Immunzellen (T-Zellen) entnommen und dann unter Reinraumbedingungen mit einem chimären Antigenrezeptor (CAR) ausgestattet – einer Art „Brille“ zur Feinderkennung, die dem Immunsystem das Sehen erleichtert. Die veränderten T-Zellen bekommt die oder der Betroffene anschließend zurück. Dank der „CAR-Brille“ erkennen die Immunzellen nun das Antigen CD19 auf der Oberfläche bösartiger Zellen; die CAR-T-Zellen docken dort an und zerstören die Tumorzellen (s. Grafik auf S. 19). Mittlerweile setzen die Erlanger Ärztinnen und Ärzte die Therapie im Rahmen von Studien und individuellen Heilversuchen auch bei Autoimmunerkrankungen wie dem Systemischen Lupus Erythematodes (SLE) und Sklerodermie ein, da CAR-T-Zellen nicht nur Krebszellen angreifen, sondern auch fehlgeleitete Immunzellen, die schädliche Autoantikörper produzieren.

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