Gesundheit erlangen - Frühling 2025

| 19 Titel „Oft werden Kinder mit chronischen Bauchschmerzen auf die Psychoschiene geschoben“, sagt Prof. Dr. Manuel Besendörfer. „Dann heißt es: Da gibt es Probleme in der Familie und die projizie- ren sich aufs Kind. Irgendwann glauben das die Eltern und die Betroffenen selbst. Dabei gibt es vielleicht eine organische Ursache, die aber einfach nicht entdeckt wird.“ Der Leiter der Kinderchi- rurgischen Abteilung des Uniklinikums Erlangen hat schon viele verzweifelte Eltern erlebt; er berichtet von unermüdlichen Müttern, die ihn weinend baten, ihrem Kind zu helfen, weil sie sicher waren, dass da etwas nicht stimmte. „Wir müssen diese Patientinnen und Patienten ernst nehmen, wir müssen ihnen irgendetwas anbieten“, betont Prof. Besendörfer. Auch der heute 15-jährige Aaron hat Eltern, die nicht lockerließen. „Er hat als Baby Tag und Nacht durchgeschrien“, erinnert sich seine Mutter Doreen K. „Heute denken wir, dass er höchstwahrscheinlich Schmerzen hatte.“ Aaron hatte nie einen normalen Stuhlgang, musste abführen, konnte nicht normal essen. Jahrelang pilgerten die Eltern von Ärzten zu Naturmedizinerinnen zu Osteopathen und wieder zurück. Viermal wechselten sie den Kinderarzt. Erst im Alter von sechs Jahren bekam Aaron die Dia- gnose Morbus Hirschsprung. Harmlos oder ernst? „Das Schwierige ist, diese seltene Erkrankung von chronischer Verstopfung zu unterscheiden, unter der ja insgesamt 10 bis 20 Prozent aller Kinder leiden, die aber keine organische Ursache hat und sich irgendwann auswächst“, erklärt Oberärztin PD Dr. Sonja Diez von der Erlanger Kinderchirurgie. „Die Symptome sind sehr ähnlich.“ Eines von 5.000 Babys hat Morbus Hirschsprung – eine angeborene Fehlbildung des Dickdarms, bei der bestimmte Nervenzellen in der Darmwand fehlen. → Glückliche Patientenfamilie, glückliches Behandlungsteam: Aaron mit Mutter Doreen K., Prof. Dr. Manuel Besendörfer und PD Dr. Sonja Diez (r.). Heute geht es dem Teenager endlich wieder gut.

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