Gesundheit erlangen - Frühling 2025

| 21 Titel Sprechstunde für Koloproktologie Telefon: 09131 85-32923 E-Mail: kinderchirurgie@uk-erlangen.de „Ich habe jetzt ein normales Leben“ In der Kinderchirurgie nahmen Manuel Besendörfer und Sonja Diez 2019 schließlich einen bei Kindern ungewöhnlichen Eingriff vor: Sie setzten Aaron im Alter von nur neun Jahren am Kreuzbein (Sacrum) einen kleinen Schrittmacher ein (s. Bild S. 20). Eine Elektrode stimuliert seitdem mit leichten Stromimpulsen die Nerven am unteren Ende der Wirbelsäule. Das beeinflusst die Kommunikation zwischen Gehirn und Darm und normalisiert so die Darmtätigkeit. Die Stärke der Stimulation regelt Aaron über eine Smartphone-App. „Den Strom spüre ich eigentlich so gut wie nicht mehr. Ich habe jetzt ein komplett normales Leben“, berichtet der Schüler. Prof. Besendörfer entgegnet, er habe genau diesen Satz schon einmal gehört – von einem anderen Kind mit sakralem Schrittmacher. „Diese Worte aus dem Mund eines Acht- oder Neunjährigen, der noch gar nicht so viel Leben hinter sich hat – sie zeigen, wie unzumutbar die Situation vorher war und wie viel Verbesserung diese Therapie bringt“, verdeutlicht der Kinderchirurg. Nur in Erlangen möglich 25 Patientinnen und Patienten haben die Erlanger Kinderchirurginnen und -chirurgen bisher einen sakralen Schrittmacher eingesetzt. Bei Erwachsenen ist das Verfahren bei chronischer Verstopfung bereits zugelassen, bei Minderjährigen ist es nur als Off-Label-Therapie im Rahmen von klinischen Studien möglich. „Es gibt die Universitätsmedizin, damit wir genau so etwas machen können“, freut sich Sonja Diez, und fügt an: „Wir sind immer noch deutschlandweit das einzige Zentrum, das die sa- krale Neuromodulation für Kinder anbietet. Und wir sind froh, einem Neunjährigen nicht sagen zu müssen, dass er selbst jeden Tag Darmspülungen machen soll. Das ist nicht das Leben, das sich ein Kind wünscht.“ Bei langwierigen, unklaren Bauchbeschwerden können kinderärztliche Praxen ihre Patientinnen und Patienten jederzeit zur Abklärung ans Uniklinikum Erlangen überweisen. „In unserem inter- disziplinären kinderchirurgisch-kindergastroente- rologischen Board prüfen wir dann, wo genau das Problem liegt und was wir der jeweiligen Familie anbieten können“, schildert Prof. Besendörfer. Für die Diagnose Morbus Hirschsprung ist zum Beispiel eine Biopsie aus dem Darm die zuverlässigste Methode, denn sie weist die fehlenden Nervenzellen zweifelsfrei nach. Dann wird u. a. besprochen, ob der betroffene Darmabschnitt entfernt werden kann oder ob eventuell auch ein Schrittmacher sinnvoll ist. „Würde die Neuromodulation nicht den gewünschten Erfolg bringen, könnten wir das Implantat einfach wieder entfernen, ohne Nachteile für den Patienten“, erläutert Manuel Besendörfer. Auch Aarons Familie hatte der Kinderchirurg erklärt, dass die Chancen für einen Erfolg „50 zu 50“ stehen. „Wir haben damals alle sofort gesagt: ,Das probieren wir!‘“, so Doreen K. „Seitdem ist so viel Ruhe und Normalität eingekehrt. Aaron spielt Tennis, kann an Klassenfahrten teilnehmen und fährt jetzt sogar zum Schüleraustausch nach Frankreich. Das wäre früher undenkbar gewesen!“ Die dankbarsten Eltern sind die, die nach Jahren der Suche bei uns endlich eine Diagnose und eine Therapie bekommen. Prof. Dr. Manuel Besendörfer Video: Hilfe bei Morbus Hirschsprung www.gesundheit-erlangen.com

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