| 27 Medizin Im Keller klopfts In vielen Krankenhäusern befindet sich die Radiologie im Untergeschoss, da ein MRT-Gerät mehrere Tonnen wiegt und damit die Statik eines Gebäudes belasten kann. Eines der schwersten MRTs am Uniklinikum Erlangen ist der „Magnetom Terra“ von Siemens mit 25 Tonnen. Kompaktere Geräte wiegen „nur“ etwa 3 Tonnen. Im Takt Wer schon einmal im MRT lag, kennt die teils lauten Klopf- und Brummgeräusche, die das Gerät erzeugt. Diese entstehen, weil Magnetspulen blitzschnell ein- und ausgeschaltet werden, um die genaue Protonenposition zu bestimmen. Die durch die Bewegung der Spulen erzeugten Vibrationen werden durch die geschlossene Bauweise eines MRTs verstärkt – ähnlich wie beim Resonanzkörper einer Gitarre. Die MRT nutzt die Protonen in den Wasserstoffatomen unseres Körpers. Diese haben einen sogenannten Spin und drehen sich permanent um ihre eigene Achse (deshalb auch Kernspintomografie). In ihrem Grundzustand weisen die Kernachsen in alle mögliche Richtungen. Durch das starke Magnetfeld eines MRTs lassen sich die Protonen dann zunächst in eine bestimmte Position bringen. Sobald das Gerät zusätzlich über Gradientenspulen kurze, hochfrequente Wellen aussendet, werden die Protonen wiederum gezielt gestört. Nach dem Abschalten der Radiowellen kehren die Protonen in ihren Grundzustand zurück und geben dabei Energie in Form von Signalen ab. Diese fallen je nach Art des umliegenden Gewebes – Fett, Muskeln, Flüssigkeiten oder andere Strukturen – unterschiedlich aus. Ein Computer verarbeitet die Daten zu hochaufgelösten Schnittbildern. Heute unverzichtbar Die MRT ist aus Klinik und Wissenschaft nicht mehr wegzudenken. Sie dient u. a. der Diagnose und Verlaufsbeobachtung von Tumoren, Schlaganfällen, Herzkrankheiten und Gelenkproblemen. Da sie ohne ionisierende Strahlung auskommt, gilt sie als besonders schonend. Moderne MRT-Systeme bieten eine beeindruckende Bildauflösung und erlauben nicht nur die Darstellung anatomischer Strukturen, sondern auch die Analyse von Gewebefunktionen. So kann mit der funktionellen MRT Gehirnaktivität in Echtzeit beobachtet werden. Auch in der Forschung spielt die MRT weiterhin eine zentrale Rolle. So hat sie etwa in der Neurowissenschaft wesentlich dazu beigetragen, dass wir heute besser nachvollziehen können, wie das Gehirn funktioniert und wie es aufgebaut ist. Und sie hilft, komplexe Netzwerke im Gehirn zu kartieren und neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer besser zu verstehen. Fortschritte in der Hardware, etwa durch leistungsstärkere Magneten und empfindlichere Detektoren, könnten die Bildqualität in Zukunft weiter steigern. Gleichzeitig erlaubt künstliche Intelligenz eine immer schnellere und präzisere Auswertung der Daten. Auch die Entwicklung mobiler MRTs könnte die Einsatzmöglichkeiten erweitern. Eine von Siemens Healthineers und einem Team um Prof. Dr. Michael Uder, Direktor des Radiologischen Instituts des Uniklinikums Erlangen, entwickelte Niedrigfeld-MRT-Plattform wurde 2023 mit dem Deutschen Zukunftspreis prämiert. Ein Exemplar des Magnetom Free.Star spendeten die Gewinner an ein Krankenhaus in Peru, um auch für die Menschen dort moderne Bildgebungstechnologien zugänglich zu machen. Der mit dem Deutschen Zukunftspreis prämierte Magnetom Free.Star erlaubt eine einfache Installation und Handhabung.
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