Gesundheit erlangen - Frühling 2025

| 29 Medizin KOLUMNE – KLEINE SP[R]ITZE Wer in den vierten Stock will, aber keinen Aufzug hat, muss wohl oder übel einen Schritt nach dem anderen machen. Hier einige Gedanken, die Auftrieb geben. VON FRANZISKA MÄNNEL Aufstiegschancen nutzen Ich wohne jetzt in einem Altbau. Vierter Stock – ohne Aufzug. Von ganz unten bis zu meiner Wohnung sind es 84 Treppenstufen. Mindestens einmal täglich gehe ich alle diese Stufen runter und wieder hoch; wegen klingelnder Paketboten, voller Müllbeutel und diverser Erledigungen meistens sogar deutlich öfter. Allein der einfache Treppenaufstieg bedeutet für mich pro Jahr über 5.400 Höhenmeter! Noch 400 und ich bin auf dem Kilimandscharo. Laut einer 2023 im Fachjournal „Atherosclerosis“ erschienenen Studie kann man mit mehr als fünf Treppengängen – sprich: mehr als 50 Stufen – pro Tag sein Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu bekommen, um über 20 Prozent senken. Das hat das Studienteam herausgefunden, indem es fast eine halbe Million Menschen zu ihrem Alltagsverhalten befragte. Zudem wurden im Verlauf aufgetretene Erkrankungen erfasst. Ist das nicht großartig? Man kann zwar bei einer durchschnittlichen Stufenhöhe von 18 Zentimetern nicht gerade von einem „niederschwelligen“ Angebot sprechen, aber: Treppensteigen ist eine einfache, kostenlose Alltagsaktivität, die gesundheitlich richtig viel bringt. Und das ist durchaus motivierend, wenn einem auf Treppenstufe 34 mal wieder keuchend klar wird, dass man noch 50 vor sich hat. Das mit der Motivation haben auch jene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verstanden, die 2019 die Pilotstudie #treppegehtimmer im S-Bahnhof Berlin Zoologischer Garten durchführten. In einem Zeitraum von sieben Wochen wollten sie erreichen, dass mehr Wie viele Treppengänge machen Sie pro Tag? Was motiviert Sie? franziska.maennel@uk-erlangen.de Menschen die Treppe anstelle der Rolltreppe nutzen. Dazu brachten sie am Boden und an den Treppenstufen humorvolle Sprüche und Grafiken an. Da stand dann zum Beispiel: Gesundheit to go – A Treppe a day keeps the doctor away – Nutze diese Aufstiegschance – Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen – Ohne Fleiß kein Gleis. Wegen der #treppegehtimmer- Interventionen entschieden sich pro Tag 1.200 Personen mehr für die Treppe. Dieser Effekt hielt inte- ressanterweise auch nach dem Entfernen der Aufkleber noch an. Dass der Weg treppauf durchaus als großes Privileg betrachtet werden kann, verstand ich, als mir letztens ein Handwerker absagte. Er habe Herzinsuffienz – Stadium 4 – und schaffe es maximal bis ins zweite Obergeschoss. Das tat mir leid für ihn und ich habe ihm gleich die neue Herzinsuffizienzgruppe am Uniklinikum Erlangen „ans Herz gelegt“ (s. S. 48). Wer gehen kann, der sollte also froh darüber sein und es schleunigst tun, dachte ich. Sie brauchen noch mehr Argumente? Laut der Initiative „Marburg. Geht doch!“, die die Bevölkerung ebenfalls zum Treppensteigen anhalten sollte, verlängert jede Treppenstufe das Leben um 3 Sekunden. 20 Stufen verbrennen demnach 5 Kalorien. Sie müssen dabei ja nicht mit dem Erlanger Christian Riedl mithalten, der 2015 den traditionellen „Empire State Building Run-Up“ in New York gewann: 86 Stockwerke und 1.576 Stufen in 10 Minuten und 16 Sekunden. Lassen Sie sich ruhig Zeit – aber laufen Sie los!

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