Gesundheit erlangen - Frühling 2025

32 | Menschen Fortsetzung von S. 31 heranzutasten und am Ende vielleicht über sich hi- nauszuwachsen.“ Auch Emilia erinnert sich an diese Übung: „Die lief gut“, sagt sie. „Unter anderem, weil mir meine Partnerin Tipps gegeben hat. Ich hätte vorher nicht gedacht, dass ich das schaffe – hab ich aber. Und der Stolz und die Erleichterung danach haben auch dazu geführt, dass mein Grübeln wegging.“ Wenn doch mal etwas zu viel wurde, gab ihr die Bouldergruppe den Raum, Nein zu sagen – etwa, wenn sich Emilia nicht zu weit nach hinten in die Arme einer Partnerin fallen lassen wollte. „Wir achten die persönlichen Grenzen zu jeder Zeit“, betont Prof. Luttenberger. „Und das ist eine sehr heilsame Erfahrung, gerade für Jugendliche, die vielleicht sonst erleben, dass ihre Grenzen häufig übergangen werden.“ Was wäre, wenn du es anders machst? Es geht in der Boulderpsychotherapie nicht um Leistung, sondern darum, etwas über sich selbst zu erfahren und Neues auszuprobieren – unter anderem beim „Blindbouldern“: Dabei sollen die Teilnehmenden eine Route mit verbundenen Augen klettern. Wer möchte, kann um eine „Dirigentin“ bitten, die Hinweise und Hilfestellungen gibt. Wer das nicht will, kann es auch ganz allein versuchen. „Eine Person, die grundsätzlich alles allein schaffen will, kann hier mal austesten, wie es ist, um Unterstützung zu bitten. Jemand anderes, der sonst sofort nach Hilfe fragt und sich wenig zutraut, kann wiederum mehr SelbstverLinks: Emilia lässt sich nach hinten fallen, Katharina Luttenberger stützt sie. Mitte: Gleich oben! Prof. Luttenberger feuert die 17-Jährige an der Boulderwand an. Rechts: Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (o. l.) übergab Anfang 2025 eine hohe Förderung für das Projekt „Boulder dich stark“ an Prof. Luttenberger (o. r.), Prof. Donath (u. r.) und Prof. Kratz. trauen aufbauen, indem er vielleicht ein paar Schritte allein schafft“, erläutert Katharina Luttenberger. Sie ist davon überzeugt, dass sich die persönlichen Themen an der Boulderwand meist sogar schneller offenbaren als während eines Gesprächs. Emilia zieht nach der Gruppenerfahrung ein positives Fazit: „Ich habe neue Leute kennengelernt, meine Zeit sinnvoll genutzt, Sport gemacht und bin wieder ein Stück vorangekommen in meiner Therapie.“ Sie könne es Gleichaltrigen deshalb empfehlen, sich für „BooSt – Boulder dich stark“ anzumelden. Die neue Studie richtet sich an Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren mit unterschiedlichen psychischen Belastungen. Eine Diagnose muss nicht vorliegen. Es genügt, sich belastet und gestresst zu fühlen. Die Studienleiterinnen Prof. Luttenberger und Prof. Dr. Carolin Donath lassen die Jugendlichen im Vorfeld mehrere Fragebögen ausfüllen. Nach zehn Einheiten Boulderpsychotherapie werden dieselben Fragen erIch hätte nicht gedacht, dass ich das schaffe – hab ich aber. Emilia

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