| 43 Kopfsache ES KOMMT DIE ZEIT, DA BRAUCHT ES KIESER. Kieser Erlangen | Carl-Thiersch-Straße 2 | kieser.de 1 MONAT KOSTENLOS TRAINIEREN* * Gilt bei Aboabschluss im genannten Studio. Anzeige zu haben, was dem Betroffenen hilft, wie das Umfeld im besten Fall reagiert. Stufe zwei ist die Psychotherapie, vorrangig die Verhaltenstherapie. Die bekommen bei uns alle Kinder ab dem späten Grundschulalter. Hier geht es zum Beispiel darum, Protokoll zu führen, um zu sehen, wie oft die Tics tatsächlich auftreten. Die Patientinnen und Patienten lernen in der Therapie, den sich anbahnenden Reiz frühzeitig bewusst wahrzunehmen, um dann die Intensität und Häufigkeit der Tics zu kontrollieren. Wir üben mit den Kindern und Jugendlichen zum Beispiel ein alternatives Verhalten ein. Wie sieht das konkret aus? Wir hatten mal einen Patienten, der den Tic hatte, anderen permanent den Mittelfinger zu zeigen. Das ist natürlich einer Lehrerin gegenüber ungünstig. Zu dieser Zeit war der Rennfahrer Sebastian Vettel beliebt, der als Sieger-Geste immer seinen Zeigefinger hob. Wir haben dann mit dem Patienten geübt, statt des Stinkefingers den Vettel-Finger zu zeigen. Zusätzlich dazu lernen die Kinder und Jugendlichen verschiedene kleine Verhaltenstricks, sogenannte „Skills“, mit denen sie sich gut managen und einen völligen Kontrollverlust abfangen können. Wenn die Spannung groß wird, stehen sie kurz auf, drücken einen Stressball oder atmen tief ein – das ist ganz individuell. Auch die Eltern und Pädagoginnen und Pädagogen sollten unbedingt wissen, was dem Kind hilft, sich zu regulieren. Noch mal ganz klar: Ein Tic ist erst dann eine behandlungsbedürftige Störung, wenn er stört – und zwar den betroffenen Menschen oder sein Umfeld. Es kann zum Beispiel auch sein, dass permanente unwillkürliche Bewegungen zu Schmerzen führen oder das Kind in der Schule stark ablenken. Es ist aber so, dass fast alle Tics im Lauf der Kindheit und Jugend weniger werden oder ganz weggehen. Und was wäre die dritte und letzte Therapiestufe? Die nutzen wir nur sehr selten, wenn die Tics sehr stark und beeinträchtigend sind: Medikamente. Die machen toleranter gegenüber dem Drang, den Tic umzusetzen, und zögern ihn so hinaus. Das Kind entscheidet selbst, ob ein Medikament bei ihm wirkt und wie es sich damit fühlt. Gibt es Nebenwirkungen, die er oder sie nicht möchte – zum Beispiel Müdigkeit? Ziel ist es immer, die Dosis nach und nach wieder abzusenken und irgendwann ganz auszuschleichen. Video: Was sind Tics? www.gesundheit-erlangen.com Kinderpsychiatrie Telefon: 09131 85-39123 E-Mail: kontakt.kjp@uk-erlangen.de
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