| 13 Titel Video: Wie läuft eigentlich eine Organspende ab? www.gesundheit-erlangen.com rein medizinisch markiert der irreversible Hirnfunktionsausfall das Ende des Lebens. Wie geht es danach weiter? Nach der Zustimmung zur Organspende bleibt die oder der Verstorbene weiterhin beatmet, um die Sauerstoffversorgung der Organe bis zur Entnahme aufrechtzuerhalten. Parallel dazu informieren wir die DSO. Sie schickt dann Koordinatorinnen und Koordinatoren in die Klinik, die gemeinsam mit dem medizinischen Team vor Ort das weitere Vorgehen organisieren. Hierzu zählen verschiedene Untersuchungen, etwa um sicherzustellen, dass keine Erkrankungen vorliegen, die dem potenziellen Empfänger oder der potenziellen Empfängerin schaden könnten. Falls die Befunde unbedenklich sind, leitet die DSO alle relevanten Daten an die Stiftung Eurotransplant weiter, die dann eine geeignete Empfängerin oder einen Empfänger ermittelt. Die oder der Verstorbene erhält also bis zur Organentnahme lebensverlängernde Maßnahmen? Viele schließen diese mittels Patientenverfügung aus – ist eine Organspende trotzdem möglich? Wenn in der Patientenverfügung festgelegt ist, dass keine lebensverlängernden Maßnahmen gewünscht sind, steht das im Widerspruch zur Organspende. Allerdings müssen sich beide Wünsche nicht zwangsläufig ausschließen: Man kann in der Patientenverfügung vermerken, dass solche Maßnahmen nur dann erwünscht sind, wenn sie der Organspende dienen. Gibt es keinen solchen Vermerk, suche ich aber immer noch mal das Gespräch mit den Angehörigen, um zu klären, ob der mutmaßliche Wille der verstorbenen Person möglicherweise doch eine Organspende umfasst. Wichtig ist: Bei Unklarheit erfolgt keine Organentnahme. Wie läuft die Organentnahme letztlich ab? Die Organentnahme wird von Ärztinnen und Ärzten durchgeführt, die explizit dafür qualifiziert sind. Die Reihenfolge der Organentnahmen ist dabei streng geregelt. Das Herz ist beispielsweise ein besonders empfindliches Organ, dessen Transplantation möglichst zeitnah erfolgen muss. Daher wird es in der Regel auch als Erstes entnommen. Anschließend werden die Organe an die jeweiligen Transplantationszentren weitergeleitet. Ist Ihre Tätigkeit damit abgeschlossen? Nein. Nach der Entnahme kümmern wir uns um das behandelnde Team vor Ort. Eine derartige Ausnahmesituation ist auch für das medizinische Fachpersonal belastend. Zudem fallen administrative Aufgaben an. Erhalten Sie Kenntnis darüber, ob eine Transplantation erfolgreich war? Wenn uns die DSO anonymisiert darüber informiert, wie vielen Menschen die Organspende ein neues Leben geschenkt hat, sind das mit die schönsten Momente meiner Tätigkeit. Diese teile ich immer gern auch mit meinem Team. Gibt es einen Fall, der Sie nachhaltig beschäftigt? Ich begleite etwa fünf bis fünfzehn Organspenden pro Jahr, potenzielle Spenderinnen und Spender gibt es aber viel mehr. Ich erinnere mich an alle – jede einzelne Geschichte hat mich berührt. Was möchten Sie unseren Leserinnen und Lesern noch mit auf den Weg geben? Wir alle sollten uns bewusst mit dem Thema Organspende auseinandersetzen und unseren Willen ausdrücklich bekunden. Denn niemand ist davor geschützt, selbst einmal auf ein Spenderorgan angewiesen zu sein. Man sollte sich also fragen: Würde ich in einer lebensbedrohlichen Situation ein Organ annehmen wollen? Oder wäre es mir wichtig, dass ein nahestehender Mensch ein Spenderorgan bekommt? Wer diese Fragen für sich beantwortet, dem fällt die Entscheidung zur Organspende leichter – egal, wie sie letztlich ausfällt.
RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw