20 | Titel Fortsetzung von S. 19 Fast sein halbes Leben lang funktionierte die Blutwäsche. Doch es kam auch immer wieder zu Komplikationen: Mehrmals thrombosierte der Shunt. Das heißt, geronnenes Blut verstopfte den Dialysezugang, weshalb das Blut nicht mehr zur überlebensnotwendigen Blutreinigung ausgeleitet werden konnte. „Das ist nicht ungewöhnlich“, erklärt Dr. Katharina Heller, Oberärztin in der Medizin 4 des Uniklinikums Erlangen und Leiterin der Geschäftsstelle des Transplantationszentrums Erlangen-Nürnberg. „Der Shunt muss dann unverzüglich gesäubert werden. Falls das nicht möglich ist, benötigt der Patient einen neuen Zugang.“ Auf die Frage, wo er bereits Zugänge hatte, antwortet der Patient schmunzelnd: „Links, rechts. Im Unterarm, im Oberarm. Eigentlich überall.“ Letzte Lebensader Anfang dieses Jahres verschärfte sich die Situation plötzlich: „Ich war wie gewohnt zur Kontrolle im Krankenhaus in Neumarkt. Da war alles wunderbar. Am Freitag war der Shunt aber plötzlich dicht, nichts ging mehr. Das medizinische Personal versuchte daher, den Zugang zu revidieren. Erfolglos“, erinnert sich Stefan W. „Wir waren in einer Zwickmühle: Weil das Gewebe an meinen Ober- und Unterarmen durch die Shunts, die ich bisher hatte, so vernarbt ist, konnte dort kein neuer Zugang mehr gelegt werden. Gleichzeitig stand fest, dass ich ohne Dialyse nicht überleben würde“, schildert er weiter. „Also legten mir die Ärztinnen und Ärzte einen Vorhofkatheter.“ Der dünne Schlauch, der über eine Vene am Hals bis zum rechten Vorhof des Herzens reicht, ist seitdem die „Lebensader“ des Höchste Infektionsgefahr: Gesundheits- und Krankenpfleger Lazar Davidovic schließt den Vorhofkatheter von Stefan W. an das Dialysegerät an. Eine Entzündung hätte schwerwiegende Folgen – die Dialyse wäre dann nicht mehr möglich. Seit 16 Jahren ist das Dialysegerät für Stefan W. lebenswichtig – es übernimmt die Arbeit seiner Nieren und filtert Schadstoffe sowie körperfremde Substanzen aus seinem Blut. Wer kommt auf die Warteliste? Ob jemand auf die Warteliste aufgenommen wird, entscheidet das zuständige Transplantationszentrum – und zwar nach klar festgelegten Richtlinien. Dafür wird in körperlichen und psychologischen Untersuchungen geprüft, ob die Transplantation medizinisch notwendig ist und gute Erfolgsaussichten hat. Auch die Bereitschaft, sich an die therapeutischen Vorgaben zu halten, spielt eine wichtige Rolle. Erfüllt eine Person alle Voraussetzungen, übermittelt das Transplantationszentrum die Daten an die Stiftung Eurotransplant. Diese koordiniert und vermittelt die verfügbaren Spenderorgane in acht europäischen Ländern.
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