26 | Feature Fortsetzung von S. 25 in dem neue Mitarbeitende ganz allmählich ankommen können. Natürlich sei die Sprache, vor allem das Fränkische, anfangs herausfordernd. Und „Hock dich hi“ steht nun mal in keinem Wörterbuch. Gute Deutschkenntnisse sind Voraussetzung für eine Einstellung am Uniklinikum Erlangen. Dazu bekommen alle ausländischen Pflegefachkräfte einen vierwöchigen Intensiv-Sprachkurs, bevor sie überhaupt auf Station anfangen. Danach geht das Deutschlernen berufsbegleitend weiter. Doch auch Mimik und Gestik können interkulturelle Hürden sein. So erlebte es auch Shency Mol Baby aus Indien, die seit Sommer 2024 auf Station 32 arbeitet. Marc Reinhold im Gespräch in die Augen zu sehen, war für die 35-Jährige anfangs schwer. „In Indien tun wir das nicht – aus Respekt, gerade vor Vorgesetzten“, erklärt sie. In Deutschland gilt es wiede- rum als unhöflich, jemanden beim Sprechen nicht anzuschauen. Erlebt man Shency Mol Baby heute, neun Monate nach ihrem Start in Europa, glaubt man kaum, dass ihr der Blickkontakt einmal schwerfiel. Dass Deutsche krankenversichert sind und dass hier grundsätzlich alle behandelt werden – egal, wie viel Geld sie haben –, findet die junge Frau toll, denn in ihrer Heimat kann nur versorgt werden, wer es sich leisten kann. Ein Leben in zwei Koffern „Wir brauchen die Zuwanderung von Fachkräften unbedingt – ohne sie geht es nicht“, betont Tanja Hofmann, stellvertretende Pflegedirektorin des Uniklinikums Erlangen. „Unsere neurochirurgischen Stationen beispielsweise setzen deren Inte- gration vorbildlich um.“ Laut Tanja Hofmann bleibt die internationale Pflege-Akquise weiterhin wichtiger Baustein der Personalgewinnung des Uniklinikums Erlangen, denn „der lokale Arbeitsmarkt ist leer und allein mit den Azubis unserer eigenen Pflegeschule decken wir unseren Bedarf nicht“, erläutert sie. Lena Kellner, Referentin der Pflegedirektion, gibt den Zugewanderten „Starthilfe“: Flughafenabholung, Vermittlung eines Wohnheimzimmers, Hilfe bei Behördengängen, Internetanschluss und SIM-Karte, Ikea-HausDas Uniklinikum Erlangen wird bunter Eine strategische internationale Pflege-Akquise gibt es am Uniklinikum Erlangen seit 2012. In der ersten Einstellungsrunde kamen Pflegefachkräfte aus Spanien; es folgte Verstärkung aus Italien, von den Philippinen, aus Bosnien und Herzegowina, Tunesien und Indien. Immer wieder wurden auch einzelne Fachkräfte aus Serbien, Polen, Albanien und vielen anderen Ländern eingestellt. Rund 70 Prozent dieser Zugewanderten sind bis heute am Uniklinikum Erlangen beschäftigt. Insgesamt arbeiten hier – über die Pflege hinaus – Menschen aus 113 Nationen. Shency Mol Baby aus Indien (l.) und ihre Kollegin Margarette Bernales von den Philippinen überprüfen die Eingaben in der digitalen Pflegedokumentation.
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