Gesundheit erlangen - Sommer 2025

| 29 Medizin Frau Prof. Berking, Herr Dr. Trufa, wir alle schwitzen – und finden es lästig. Aber eigentlich hat Schwitzen ja eine Funktion, oder? Prof. Berking: Ja, Schwitzen ist überlebenswichtig – es reguliert die Körpertemperatur und befeuchtet die Haut. Ohne diese Funktion würden wir bei hohen Außentemperaturen oder körperlicher Anstrengung schnell überhitzen. Wann wird Schwitzen zum Problem? Dr. Trufa: Es ist durchaus normal, in Extremsituationen – etwa bei Hitze oder beim Sport – bis zu drei Liter Schweiß pro Stunde zu verlieren. Wenn das Schwitzen aber unabhängig von äußeren Faktoren auftritt, kann das ein Hinweis auf Hyperhidrose sein, also eine krankhaft erhöhte Schweißproduktion. Welche Ursachen hat dieses übermäßige Schwitzen? Dr. Trufa: Wir müssen zwischen zwei Formen unterscheiden: Zum einen kann übermäßiges Schwitzen durch Erkrankungen wie hormonelle Störungen oder Infektionen mit Fieber verursacht werden – das nennen wir sekundäre Hyperhidrose. Hier ist das Schwitzen ein Symptom einer Grunderkrankung und kann durch deren Behandlung gelindert werden. Die primäre Hyperhidrose ist hingegen eine eigenständige Störung. Dabei ist das sympathische Nervensystem überaktiv und löst eine Fehlregulation der Schweißproduktion aus. SPRECHSTUNDE Was, wenn der Körper nicht aufhört, Schweiß zu produzieren? Prof. Dr. Carola Berking und Dr. Denis I. Trufa sprechen über die Erkrankung Hyperhidrose, wirksame Therapien und Tipps für heiße Tage. INTERVIEW VON MAGDALENA HÖGNER Prof. Dr. Carola Berking ist Direktorin der Hautklinik des Uniklinikums Erlangen. Dr. Denis I. Trufa ist Oberarzt der Thoraxchirurgischen Abteilung des Uniklinikums Erlangen. Wie äußert sich eine primäre Hyperhidrose? Prof. Berking: Sie beginnt typischerweise vor dem 25. Lebensjahr. Betroffene schwitzen, ohne dass es dafür einen erkennbaren Grund gibt – also unabhängig davon, ob sie Stress haben, sich körperlich betätigen oder gemütlich auf dem Sofa liegen. Diese unkontrollierbaren Schweißanfälle treten mindestens einmal pro Woche auf, vor allem an Händen, Füßen, unter den Achseln und manchmal auch auf der Stirn. Betroffene schwitzen symmetrisch – also auf beiden Körperseiten gleichermaßen –, aber nicht im Schlaf. Dr. Trufa: Entscheidend ist auch, dass Betroffene ihre Erkrankung als psychische Belastung wahrnehmen. Viele meiden Händeschütteln oder schämen sich für ihre Schweißflecken. Oft löst auch schon der bloße Gedanke an das Schwitzen neue Anfälle aus – ein Teufelskreis. All das erfragen wir in einem ausführlichen Anamnesegespräch. Zusätzlich messen wir die Feuchtigkeit in den betroffenen Bereichen und die Verteilung der Schweißdrüßen am Körper. → Spitzen-Schwitzer Der Mensch besitzt mehr Schweißdrüsen als jedes andere Lebewesen – bis zu vier Millionen insgesamt! Sie verteilen sich dabei sehr unterschiedlich: Auf den Handflächen sitzen rund 600 Schweißdrüsen pro Quadratzentimeter, während es am Gesäß nur etwa 60 pro Quadratzentimeter sind.

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