Gesundheit erlangen - Sommer 2025

30 | Medizin Fortsetzung von S. 29 Wie wird die Hyperhidrose behandelt? Prof. Berking: Es gibt eine Reihe von Therapien. Die S1-Leitlinie sieht ein stufenweises Vorgehen vor. Das heißt, zunächst sollten alle konservativen Maßnahmen ausgeschöpft werden. Erst wenn diese keine Wirkung zeigen, ist ein chirurgischer Eingriff in Betracht zu ziehen. Mit welcher Therapie beginnen Sie in der Regel? Prof. Berking: In der Hautklinik beginnen wir mit dem Auftragen von aluminiumsalzhaltigen Gelen oder Lösungen. Im Vergleich zu herkömmlichen Deos sind diese deutlich höher dosiert. Das darin enthaltene Aluminiumchlorid-Hexahydrat verschließt die Ausführungsgänge der relevanten Schweißdrüsen. Dadurch werden die Schweißsekretion und die Geruchsbildung reduziert. Galten solche Deos nicht zuletzt als bedenklich? Prof. Berking: Das wurde untersucht – laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis für ein erhöhtes Krebs- oder Alzheimer-Risiko. Ich selbst nutze aluminiumsalzhaltige Deos seit vielen Jahren – und zwar ohne Bedenken. Welche konservativen Behandlungsmöglichkeiten gibt es noch? Prof. Berking: Im zweiten Schritt bieten wir eine Leitungswasser-Iontophorese oder eine Injektionstherapie an. Im ersten Fall hält die betroffene Person ihre Hände oder Füße in ein Wasserbad, durch das leichter Strom geleitet wird. Das hemmt die Schweißproduktion. Der Vorteil: Betroffene können die Iontophorese selbstständig zu Hause durchführen. Der Nachteil: Sie ist zeitaufwendig und nicht für eine Behandlung unter den Achseln geeignet. Bei der Injektionstherapie spritzen wir Botulinumtoxin A – das kennt man ja aus der ästhetischen Dermatologie – in kleinsten Mengen unter die Hautoberfläche der betroffenen Regionen. Dort hemmt es die Nerven, die für die Schweißproduktion verantwortlich sind. Die Behandlung muss alle paar Monate wiederholt werden. Ist eine medikamentöse Behandlung ebenfalls möglich? Prof. Berking: Grundsätzlich ja. Anticholinergika mindern die Aktivität des Sympathikusnervs. Aufgrund der starken Nebenwirkungen bieten wir dieses Verfahren am Uniklinikum Erlangen allerdings nicht an. Wenn die von Prof. Berking genannten Therapien nicht ausreichen, kommt die Thoraxchirurgie zum Zug? Dr. Trufa: Genau, ein chirurgischer Eingriff ist die letzte aller möglichen Maßnahmen. Welche Optionen bieten Sie in der Erlanger Thoraxchi- rurgie an? Dr. Trufa: Das Uniklinikum Erlangen verfügt über eine lange Tradition und eine große Erfahrung beim Sympathikus-Clipping, auch als endoskopische Sympathikus-Blockade bezeichnet. Dabei führen wir eine minimalinvasive, etwa 30-minütige OP durch: Zwei fünf Millimeter kleine Schnitte im Achselbereich ermöglichen den optimalen Zugang zum Sympathikusnerv. Dort blockieren wir dann gezielt Nervenbündel mithilfe eines Titan-Clips. Das reduziert die Aktivität des Sympathikus – und damit auch die Schweißproduktion. Bei übermäßigem Schwitzen im Achselbereich bieAluminiumsalzhaltige Deos helfen effektiv gegen Schweiß und Geruch. Ich selbst nutze sie seit vielen Jahren – und zwar ohne Bedenken. Prof. Dr. Carola Berking Hyperhidrose ist für die Betroffenen eine große psychische Belastung. Dr. Denis I. Trufa

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