34 | Medizin Fortsetzung von S. 33 Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene. Außerdem engagieren sich acht Hygienefachkräfte aus der Pflege, über 30 hygienebeauftragte Ärztinnen und Ärzte sowie fast 200 hygienebeauftragte Pflegefachpersonen. Auch das Labor der Krankenhaushygiene spielt eine zentrale Rolle: Es macht jährlich über 15.000 Untersuchungen, darunter Wasser- und Abklatschproben sowie Tupferabstriche. Das Ziel: Hygienestandards überwachen und Infektionsrisiken frühzeitig erkennen. Neue Keime – neue Empfehlungen Zusätzlich zur ärztlichen Anamnese erfolgt bei jeder Patientin und jedem Patienten am Uniklinikum Erlangen auch ein Hygiene-Risikoscreening: Wo arbeitet die Person? In welchem Krankenhaus lag sie zuletzt, und war sie vielleicht kürzlich im Ausland? Welche Infektionsgefahren bringt das mit sich? „Daraus leitet sich dann unter anderem ab, ob jemand ein Einzel- oder Doppelzimmer bekommt oder ob wir Abstriche nehmen müssen“, erklärt der Leiter der Krankenhaushygiene PD Dr. Giuseppe Valenza. Um der Ausbreitung multiresistenter Erreger, gegen die viele Antibiotika nicht mehr wirken, zuvorzukommen, führt die Krankenhaushygiene gezielt Screenings durch – vor allem auf Intensivstationen mit sehr geschwächten Patientinnen und Patienten. „Wir wissen, dass bei Erwachsenen andere Keime relevant sind als zum Beispiel auf Frühgeborenenstationen“, erklärt Dr. Valenza. „Entsprechend individuell und immer wieder neu sind unsere Empfehlungen – etwa, was Desinfektionsmittel, die persönliche Schutzausrüstung, aber auch wirksame Antibiotika betrifft.“ Die Basis: Händehygiene Florence Nightingale und Ignaz Semmelweis hatten recht! Deswegen ist die Händehygiene in der Medizin heute Pflicht. Und zwar in fünf Situationen: Vor jedem Patientenkontakt. Vor Tätigkeiten, bei denen absolute Keimfreiheit gewährleistet sein muss, etwa bei der Wundversorgung. Nach jeder Berührung von infektiösem Material. Nach jedem Patientenkontakt. Und nach jedem Kontakt mit der unmittelbaren Patientenumgebung. Um immer wieder dafür zu sensibilisieren, nimmt das Uniklinikum Erlangen u. a. jedes Jahr am bundesweiten Aktionstag „Saubere Hände“ teil und bietet verschiedene Mitmachaktionen an, vor allem für Pflegefachpersonen – darunter selbst gedrehte „HygieDie Luft ist rein Für verschiedene OP-Bereiche definiert die Krankenhaushygiene unterschiedliche Raumluftklassen. Diese legen zum einen die geforderte Luftqualität fest, aber auch Strömungsrichtungen: So soll keimarme Luft von oben nach unten über das OP-Feld fließen und dadurch kontaminierte Partikel aus dem sterilen Bereich herausdrücken. Die höchste Luftreinheit gilt u. a. für die Herz- und die Transplantationschirurgie. Hygienefachkraft Ulrike Eberle (l.) und ihre Kollegin Catharina Kaiser begehen die internistische Notaufnahme. Weil über Spritzwasser Keime verbreitet werden können, sollten z. B. Spender mit Desinfektionstüchern nicht direkt neben einem Waschbecken stehen.
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