Im Freizeitraum sitzen der künftige Psychotherapeut und die Kinder und Jugendlichen manchmal auf Sportmatten, während sie Arbeitsblätter oder Ähnliches besprechen. Nach seinem Studium in Erlangen begann Maximilian Schulle-Hermann die Ausbildung zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten. Im Zuge dessen machte er ein Praktikum in der Kinder- und Jugendabteilung für Psychische Gesundheit des Uniklinikums Erlangen – was ihm so gut gefiel, dass er blieb. Als „abwechslungsreich, herausfordernd und erfüllend“ beschreibt der 35-Jährige das, was er tut. „Es ist schön, eine Entwicklung zu sehen. Aber wir setzen nur Impulse, die eigentliche Arbeit machen die Patientinnen und Patienten selbst.“ Auf der Station 01 der Kinderpsychiatrie arbeitet der angehende Psychotherapeut hauptsächlich mit Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen, aber auch mit ADHS, Ängsten und Depressionen. Weil er sein Büro direkt auf Station hat, sei es fast wie „Zusammenwohnen“. „Ich sehe alle mehrmals am Tag und bin teilweise auch bei den Mahlzeiten dabei. Ich greife da aber nicht ein, sondern Zwei Seiten beobachte eher“, erklärt Maximilian Schulle-Hermann. „Fürs gemeinsame Essen habe ich eine Playlist erstellt. Bis die zu Ende ist, sollte man seine Mahlzeit eingenommen haben. Denn den Jugendlichen fehlt der Bezug: Wie viel soll ich essen? Wie groß dürfen die Bissen und Portionen sein? Wie lange habe ich dafür Zeit?“ Mit den Betroffenen schließt er zu Beginn einen „Vertrag“ ab, der u. a. regelt, wie sich Essverhalten und Körpergewicht in einer bestimmten Zeitspanne verändern sollen. Maximilian Schulle-Hermann spricht mit den jungen Patientinnen und Patienten über ihre Gedanken, über Gefühle wie Wut und Angst und lässt sie beobachten, wie es ihnen vor, während und nach dem Essen geht. „Sie empfinden oft große Anspannung, manche neigen zur Selbstverletzung. Ich zeige ihnen, wie sie den Druck früh spüren und zum Beispiel mit Gerüchen, Stachelbällen oder Wärmesalbe gegensteuern können.“ 42 | Menschen
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