24 | Feature Einsamkeit macht krank. Zwischenmenschlicher Kontakt hingegen ist – ergänzend zur medizinischen Behandlung – eine wichtige Zutat für Gesundheit. Elisabeth Preuß Fortsetzung von S. 23 Aus Fremden werden Bekannte Das Gespräch im Patientencafé ist in vollem Gang: Es geht ums Wetter, das Spiel der Frauenfußballnationalmannschaft am Vorabend und die Parkplatzsituation in Erlangen. „Es ist zwar nur ein Nachmittag pro Woche. Aber eben ein Nachmittag, an dem man ein bisschen Kurzweiligkeit erleben und auf andere Gedanken kommen kann“, sagt Dr. Martina Madl, leitende Psychologin des Psychoonkologischen Diensts, eines Bereichs der Psychosomatischen und Psychotherapeutischen Abteilung. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen begleitet sie jedes Jahr rund 2.500 Krebspatientinnen und -patienten sowie Angehörige bei der Krankheitsbewältigung. Auch der Psychoonkologische Dienst steht Betroffenen beim Patientencafé zur Seite – denn auch Ängste und Sorgen sollen hier Raum haben dürfen: „Wenn wir merken, dass einer Patientin oder einem Patienten etwas auf der Seele liegt, ziehen wir uns in eine ruhige Ecke zurück und sprechen mit ihr oder ihm unter vier Augen – so können wir individuell auf die Bedürfnisse der Anwesenden eingehen“, erklärt Dr. Madl. Plötzlich stößt eine Frau zur Runde hinzu. Dorothee Wolf, die auch heute wieder vor Ort ist, erkennt das Gesicht: „Hallo, Frau I., wie schön, Sie wiederzusehen!“, begrüßt sie die Patientin. „Setzen Sie sich doch, möchten Sie ein Stück Kuchen?“ Yadikar I. nickt freudig: „Hallo, Frau Wolf! Ja, sehr gern! Wie war Ihr Urlaub?“ Beide wirken vertraut – sie haben sich vor mehreren Wochen im Patientencafé kennengelernt. Zwischenzeitlich war Yadikar I. zu Hause. Seit heute ist sie für den nächsten Zyklus ihrer Chemotherapie zurück auf der Station D2. „Manche Gäste sehen wir nur ein Mal, andere kommen öfter“, erzählt Dorothee Wolf. „Dann werden aus Begegnungen Bekanntschaften – und manchmal aus Bekanntschaften sogar Freundschaften.“ Diese Erfahrung machte auch Margita Müller: Über ein Jahr begleitete sie eine Patientin der Frauenklinik – alleinstehend, Ehemann und Sohn bereits verstorben. „Ich besuchte sie jede Woche. Während ihrer Chemotherapie verbrachten wir viele Stunden zusammen. Inzwischen ist sie nur noch ambulant ans Uniklinikum angebunden – aber wir stehen bis heute in Kontakt!“ Neue Mitglieder herzlich willkommen „Es ist wirklich beeindruckend, was die Ehrenamtlichen leisten. Viele sind schon 10, 15, 20 oder sogar 30 Jahre dabei. Das ist wirklich bemerkenswert“, betont Elisabeth Preuß. „Allein im vergangenen Jahr haben unsere Mitglieder rund 500 Patientinnen und Patienten am Uniklinikum Erlangen besucht, 66-mal kamen unsere Dolmetsche- rinnen und Dolmetscher zum Einsatz. Und: Wir Elisabeth Preuß (r.), Erste Vorsitzende des Klinik-Besuchsdiensts Erlangen e. V., und Brigitta Läger, Geschäftsführerin des Vereins, blicken mit Stolz auf das zurück, was die Ehrenamtlichen seit über 50 Jahren leisten.
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