| 27 Medizin Frau Prof. Cupisti, kommt das Thema Wechseljahre auf den Tisch, höre ich vor allem von Beschwerden. Muss ich Angst haben? Nein, Sie brauchen keine Angst zu haben. Das Wichtigste zuerst: Die Wechseljahre sind etwas ganz Natürliches. Es handelt sich weder um eine Krankheit noch um ein Schicksal, dem Sie sich ergeben müssen. Allerdings wird das Klimakterium ganz individuell erlebt. Während etwa ein Drittel aller Frauen beschwerdefrei durch diese Lebensphase geht, berichten die anderen in unterschiedlichem Ausmaß von Begleitsymptomen. Woran merke ich denn, dass ich in die Wechseljahre komme? Gibt es eindeutige Symptome? Erstes Anzeichen sind Unregelmäßigkeiten im Zyklus: Das Intervall zwischen den Monatsblutungen wird kürzer oder länger. Außerdem verlängern sich in vielen Fällen die Schmierblutungen vor und nach der Menstruation, das sogenannte Spotting. Die meisten Frauen bemerken diese ersten Anzeichen zwischen ihrem 45. und 55. Geburtstag. Allerdings sehen wir bei den Wechseljahren eine sehr breite Streuung: Es gibt auch Frauen, bei denen die Prämenopause bereits im Alter von 40 Jahren einsetzt – bei anderen wiederum treten die Symptome erst im Alter von 60 Jahren auf. Was passiert da eigentlich im weiblichen Körper? Es handelt sich um den Übergang von der geschlechtsreifen Phase ins Alter. Das ist, wie gesagt, ein natürlicher Vorgang, vergleichbar mit der Pubertät. Nur, dass nun die Bildung der weiblichen Sexualhormone in den Eierstöcken abnimmt und schließlich fast vollständig zum Erliegen kommt. Es reifen keine Eizellen mehr, und ohne die Östrogene wird die Gebärmutterschleimhaut dünner. Die Frau kann schließlich keine Kinder mehr bekommen. Wie lange dauert dieser Prozess? Das ist ebenfalls höchst individuell: Die Wechseljahre können nach wenigen Monaten vorbei sein, sich aber auch über zehn Jahre und mehr erstrecken. Obwohl die physiologische Abfolge prinzipiell bei allen Frauen gleich ist, gibt es sowohl bei der Dauer als auch bei der Symptomatik ausgeprägte Unterschiede. Die Hitzewallungen sind ja besonders berüchtigt. Das stimmt. Sie gelten – nach den Zyklusunregelmäßigkeiten – als konsistenter Hinweis auf die Wechseljahre. Häufig folgen dann neurovegetative Beschwerden wie Schlafstörungen, Herzklopfen und Schwindel. Im weiteren Verlauf bemerken viele Frauen Stimmungsschwankungen, die sich beispielsweise als Reizbarkeit oder Niedergeschlagenheit äußern. Darüber hinaus kann es zu Knochenschwund und Hautatrophien kommen, also einer sichtbaren Ausdünnung der Haut. Es hört sich so an, als seien die Wechseljahre eine lange Leidenszeit. So muss es nicht kommen, denn erstens trifft nicht alles auf alle zu und zweitens gibt es Wege und Möglichkeiten, diese Lebensphase gut zu bewältigen. Wichtig ist, dass die Frauen kompetent begleitet werden, zum Beispiel durch uns Gynäkologinnen und Gynäkologen. Wir ordnen die Symptomatik ein und entscheiden gemeinsam mit den Betroffenen, je nach individuellem Leidensdruck. Bei der Behandlung der Beschwerden orientieren wir uns an einem Stufenkonzept. → Prof. Dr. Susanne Cupisti ist Oberärztin der Frauenklinik des Uniklinikums Erlangen. Die Expertin für Gynäkologische Endokrinologie berät u. a. Frauen zur Hormonersatz- therapie in den Wechseljahren und behandelt Patientinnen mit unterschiedlichen hormonellen Störungen oder unerfülltem Kinderwunsch. Die Wechseljahre sind ein natürlicher Vorgang, vergleichbar mit der Pubertät. Prof. Dr. Susanne Cupisti
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