28 | Medizin Fortsetzung von S. 27 Könnten Sie das bitte erläutern? Unterschätzen Sie die gesunde Lebensführung nicht! Also den Verzicht auf Nikotin, Alkohol in Maßen, regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf. Als ersten weiteren Schritt empfehlen wir nicht-pharmakologische Maßnahmen, die wir symptomorientiert einsetzen. Naturheilverfahren können helfen, beispielsweise Wassertherapie bei Kreislaufproblemen und Bewegungstherapie bei Gelenkbeschwerden. Frauen, die unter Hitzewallungen leiden, sollten auf scharfe Gewürze und zu viel sehr starken Kaffee verzichten und bewusst zu Leinsamen und Sojaprodukten greifen; auch mit Akupunktur haben wir in diesen Fällen gute Erfahrungen gemacht. Zur Knochengesundheit tragen Kalzium und Vitamin D bei. Das klingt gar nicht mal so schwer. In der Tat handelt es sich um Maßnahmen, die sich relativ leicht ins Alltagsleben integrieren lassen und die keine Nebenwirkungen haben. Der entscheidende Pluspunkt ist in meinen Augen, dass die Frauen es selbst in der Hand haben. Ich ermuntere meine Patientinnen, für sich selbst zu entscheiden. Wer Yoga schon immer gerne mochte, dem wird es sehr wahrscheinlich auch in den Wechseljahren helfen. Wer mit Yoga noch nie etwas anfangen konnte, der muss es nicht erzwingen. Und wenn gesunde Lebensführung nicht reicht? Dann gehen wir über zum zweiten Schritt, den pharmakologischen Maßnahmen. Hier gibt es eine ganze Bandbreite von Phytotherapeutika, also pflanzlichen Arzneimitteln, die Wechseljahresbeschwerden lindern können. Bei Hitzewallungen helfen beispielsweise Mönchspfeffer, Traubensilberkerze und Salbei. Hopfen und Melisse empfehlen wir bei Schlafstörungen. Johanniskraut reguliert Stimmungsschwankungen. Allerdings müssen die Frauen ein wenig Geduld haben: Häufig sind die Effekte erst nach etwa drei Monaten kontinuierlicher Einnahme spürbar. Was hat es mit der Hormonersatztherapie auf sich? Sie ist der dritte Schritt unseres Stufenkonzepts. Tatsächlich sind Östrogene in Kombination mit Gestagenen die effektivste Form, um Hitzewallungen zu behandeln. Da es sich um eine medizinische Maßnahme handelt, die auch ernst zu nehmende Nebenwirkungen haben kann, müssen die Frauen regelmäßig zur Kontrolle zur Gynäkologin oder zum Gynäkologen. In der Praxis werden sie auch zu den unterschiedlichen Verabreichungsformen beraten. Wir empfehlen in der Regel Gels, Pflaster oder Sprays für die Östrogene und Vaginalzäpfchen oder Tabletten für die Gestagene. Ist die Hormonersatztherapie nicht umstritten? Sie sprechen eine interessante Entwicklung an. Vor rund 25 Jahren wurde die Hormonersatztherapie quasi allen Frauen angeboten, doch dann gab es Vorbehalte und große Zurückhaltung. Ich bin sehr froh, dass diese Phase nun überwunden ist, denn ich möchte meinen Patientinnen diese Behandlungsmöglichkeit nicht vorenthalten – sie hat nach einer Risikoabwägung große Benefits! Wichtig ist eben die ärztliche Kontrolle, und die können wir am Uniklinikum Erlangen sehr gut gewährleisten. Können sich in den Wechseljahren außerdem bereits bekannte Beschwerden wie Migräne verstärken? Da das Klimakterium von Hormonschwankungen geprägt ist, ist es naheliegend, dass fast alle Frauen mit Was ist was? Als Wechseljahre wird die Zeitspanne im Leben einer Frau bezeichnet, in der die Menstruation und die Empfängnisfähigkeit allmählich aufhören. Fachsprachlich wird diese hormonelle Umstellungsphase Klimakterium genannt. Der Zeitraum lässt sich in unterschiedliche Phasen unterteilen. Die Prämenopause beginnt, wenn die Frau erste Unregelmäßigkeiten bei ihrer Monatsblutung bemerkt. Treten zunehmend Beschwerden auf, spricht man von der Perimenopause. Wendepunkt ist schließlich die Menopause, also die letzte Menstruationsblutung im Leben einer Frau. In der Postmenopause, der zweiten Phase der Perimenopause, lassen die meisten Wechseljahresbeschwerden wieder nach.
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