| 3 Editorial Mein letzter Besuch bei der Kinderärztin ist schon ein paar Jahrzehnte her. Aber ich erinnere mich noch an die Kiste mit den kleinen Spielsachen, Aufklebern und Flummis, in die ich greifen durfte – genau in dem Moment, in dem die Ärztin die Nadel der Schutzimpfung an meinem Oberarm ansetzte. Eine Ablenkung, ein Lob – für so viel Tapferkeit. Dann ein Pflaster mit bunten Monstern drauf – und der unangenehme Pieks war gleich vergessen. Auch die zehnjährige Sophia durfte in eine solche „Schatzkiste“ greifen, nach einer anstrengenden Laufbanddia- gnostik in der sportärztlichen Unter- suchungsstelle der Kinderkardiologischen Abteilung. „Ich würde an deiner Stelle gut mit der Ärztin verhandeln“, hatte ihr der Sportwissenschaftler geraten, der diese Untersuchung durchführte. „Damit du dir was Schönes aussuchen darfst.“ Sophia fasste sich ein Herz und fragte. Und natürlich versprach ihr Kinderkardiologin PD Dr. Dr. Isabelle Schöffl, gleich mal nach ihrer „Spezialkiste“ zu schauen. Zu Sophias Mutter sagte die Ärztin: „Schauen Sie sich die Ultraschallbilder an – wie gut die aussehen. Sie können mich jederzeit anrufen, wenn noch etwas sein sollte.“ Das Herz der zehnjährigen Patientin, die Tanzen, Schwimmen und Tauchen liebt, ist seit einer starken Entzündung beeinträchtigt. Deshalb begleitet das sportmedizinische Team der Kinderkardiologie Sophia dabei, wieder sicher in Bewegung zu kommen. „Mama ist imDamit Sophia wieder tanzen kann Chefredakteurin von „Gesundheit erlangen“ mer ziemlich aufgeregt, wenn es um mein Herz geht“, sagt das Mädchen. „Ich bin es eigentlich nicht.“ Kind und Kardiologin sehen sich an wie Verbündete: Zu viele Sorgen sind aktuell nicht angebracht. So wie Dr. Schöffl müssen alle Kinderärztinnen und -ärzte immer auf zwei Ebenen kommunizieren: kindgerecht und beruhigend mit ihren Patientinnen und Patienten – und gleichzeitig sachlich, aufklärend und empathisch mit den Eltern. Sie müssen Vertrauen aufbauen zu den Kindern und Jugendlichen und ihnen auf Augenhöhe begegnen. Das braucht oft viel mehr Zeit als bei Erwachsenen. Wir haben für diese Ausgabe mit Medizinerinnen und Medizinern gesprochen, die sich diese Zeit gern nehmen – u. a. im Bereich Herz- und Sportmedizin (S. 8), Diabetes (S. 12) und Wachstumsstörungen (S. 16). Sie alle sind innerhalb der Kinder- und Jugendklinik des Uniklinikums Erlangen eng vernetzt und haben gemeinsam die gesunde Entwicklung ihrer jungen Patientinnen und Patienten im Blick. Ich wünsche Ihnen nun viel Freude beim Lesen der Geschichten von Sophia, Jette und Moritz – und der vielen anderen Beiträge, die wir wieder für Sie zusammengetragen haben. Bleiben Sie gesund und bewahren Sie das Kind in sich – egal, wie alt Sie sind! Ein beeindruckendes Talent … hat Direktionsassistentin Claudia Ehrhardt, die in ihrer Freizeit ehrenamtlich Para-Kletterinnen und -Kletterer trainiert. Die 61-Jährige bringt Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen dazu, über sich hinauszuwachsen. „Geht nicht“ gibts nicht in der Welt von Claudia Ehrhardt, die mit ihrem Team „Unmögliches“ möglich macht (S. 42).
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