Gesundheit erlangen - Herbst 2025

| 31 Medizin starke körperliche Erschöpfung – auch Fatigue genannt – und die Post-Exertionelle Malaise (PEM), also eine massive Verschlechterung des gesundheitlichen Zustands nach geringfügiger körperlicher oder geistiger Anstrengung. „PCS kann alle Organsysteme betreffen. Es gibt Hinweise darauf, dass eine Schädigung der Gefäßinnenwand – des sogenannten Endothels – die Durchblutung der kleinsten Blutgefäße im Körper beeinträchtigt“, erläutert Prof. Erim. „Ein weiterer Erklärungsansatz ist, dass die Virusinfektion eine Autoimmunreaktion auslöst und das Immunsystem körpereigene Strukturen angreift. Allerdings sind die genauen physiologischen Ursachen für PCS bis heute noch nicht abschließend geklärt.“ Bleierne Müdigkeit, schwieriger Alltag Vor allem die körperliche Erschöpfung und die Einschränkung ihrer kognitiven Fähigkeiten belasten viele Betroffene stark – der ganz normale Alltag ist für sie kaum mehr zu bewältigen. „Ich war durchgehend erschöpft und habe geschlafen ohne Ende“, berichtet Matthias Weigel*, der 2022 an COVID-19 erkrankte; seit mehr als drei Jahren lebt er nun mit PCS. „Ich dachte, ich sei depressiv. Heute weiß ich, dass das eine Folge der Coronainfektion war.“ Auch Claudia Kremer*, ebenfalls betroffen, berichtet: „Meine Merk- und Konzentrationsfähigkeit hat deutlich nachgelassen. Dann kamen noch Wortfindungsstörungen dazu – ich habe die Klimaanlage versehentlich Kühlschrank genannt und es erst bemerkt, als mich mein Umfeld darauf hinwies! Heute bin ich in der vollen Erwerbsminderungsrente, weil ich wegen der Einschränkungen nicht mehr arbeitsfähig bin.“ Beide sind aufgrund des PCS in der Psychosomatik des Uniklinikums Erlangen in Behandlung. „Stell dich doch nicht so an“ Rund 30 Prozent der Betroffenen entwickeln nicht zuletzt aufgrund der körperlichen und kognitiven Beeinträchtigung im Verlauf ihrer Erkrankung psychische Beschwerden wie Depressionen oder Angststörungen. „Vielen Patientinnen und Patienten fällt es schwer, die Einschränkungen → Akzeptanz, Selbstfürsorge und Pacing sind für die Krankheitsbewältigung sehr wichtig. Prof. Dr. (TR) Yesim Erim Besonders betroffen Ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Post-COVID-Syndroms (auch Long COVID genannt) haben: ■ Menschen mit schwerem COVID19-Krankheitsverlauf ■ Patientinnen und Patienten nach intensivmedizinischer Behandlung ■ Personen mit bestehenden Vorerkrankungen, z. B. Herz-, Lungen- oder Nervenschäden ■ Frauen (etwa 70 Prozent der Betroffenen)

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