| 33 Medizin tung der kognitiven Leistungsfähigkeit. „Ziel ist es, andere Krankheitsursachen systematisch auszuschließen“, fährt die Expertin fort. „Anschließend erhalten die Betroffenen konkrete Therapieempfehlungen, die auf die Linderung der Symptomatik abzielen.“ Spezielles Behandlungskonzept Für PCS-Patientinnen und -Patienten, die unter gravierenden psychischen Beschwerden und einer mangelnden Krankheitsbewältigung leiden, bietet die Psychosomatik des Uniklinikums Erlangen ein spezielles Behandlungskonzept an. In einem fünfwöchigen stationären Setting erlernen Betroffene dabei einen funktionalen Umgang mit ihrer chronischen Erkrankung. „Viele Symptome des PCS, zum Beispiel Fatigue oder PEM, können aktuell noch nicht standardmäßig mit Medikamenten behandelt werden. Das ist für die Betroffenen sehr belastend“, weiß Prof. Erim. „Wir helfen ihnen, ihren Alltag trotz der Erkrankung zu bewältigen. Akzeptanz und Selbstfürsorge sind dabei sehr wichtig“, erklärt die Fachärztin. Zusätzlich zur medizinischen Betreuung und zur tiefenpsychologischverhaltenstherapeutischen Einzel- und Gruppentherapie umfasst die Behandlung eine individuell angepasste Bewegungs- und Sporttherapie sowie ein App-basiertes neurokognitives Training. „Bei Post-COVID-Zentrum Telefon: 09131 85-40105 www.post-covid-zentrum.uk-erlangen.de Wichtig: Anmeldung ausschließlich durch die Hausärztin oder den Hausarzt mit vorausgefüllten Fragebögen Weitere Informationen: www.uker.de/pcz-anmeldung vielen anderen Erkrankungen ist es das Ziel, die Leistungsfähigkeit sukzessive wieder zu steigern. Das kann bei PCS-Patientinnen und -Patienten jedoch zu einem körperlichen Zusammenbruch führen. Daher verfolgen wir einen anderen Ansatz: Betroffene sollen lernen, die ihnen noch zur Verfügung stehenden Energiereserven möglichst sinnvoll einzuteilen – das wird auch Pacing genannt.“ Immer mit der Ruhe Matthias Weigel und Claudia Kremer sind kurz vor dem Ende ihres stationären Aufenthalts in der Erlanger Psychosomatik. Auch sie haben dort in den vergangenen fünf Wochen gelernt, mit ihrer noch vorhandenen Kraft das Bestmögliche zu erreichen. „Ich frage mich jetzt jeden Morgen beim Aufstehen: Wie geht es mir heute? Wie viel Energie habe ich? Davon ausgehend entscheide ich, welche Aufgaben heute zwingend erledigt werden müssen und was warten kann“, berichtet Matthias Weigel. Seine Mitpatientin nickt zustimmend: „Ich habe gelernt, nicht mehr so streng mit mir zu sein, wenn mal keine Energie übrig ist. Ich achte nun viel mehr auf mich selbst und setze Grenzen, wenn es zu viel wird.“ Doch vor allem eines hat beiden geholfen, ihre chronische Erkrankung anzunehmen: der Austausch mit anderen Betroffenen. „Zum ersten Mal fühlte ich mich wirklich verstanden“, erzählt Claudia Kremer sanft lächelnd. „Heute weiß ich: Ich bin nicht allein.“ *Name von der Redaktion geändert Das Post-COVID-Syndrom ist keine Einbildung, sondern eine schwerwiegende Erkrankung – es gehen sowohl körperliche als auch psychische Veränderungen damit einher. Prof. Dr. (TR) Yesim Erim
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