Gesundheit erlangen - Herbst 2025

| 41 Medizin Fledermauskontakt – und dann? ■ Biss oder Kratzer unter fließendem Wasser gründlich mit Seife auswaschen ■ Bei Verletzung oder Speichelkontakt mit nicht intakter Haut: sofort Ärztin bzw. Arzt kontaktieren, um Tollwutimpfung nachzuholen/aufzufrischen (PEP) ■ Impfbeginn: bestenfalls unmittelbar bis spätestens sieben Tage nach Fledermauskontakt, u. U. auch danach noch sinnvoll (Inkubationszeit der Tollwut beträgt oft Wochen bis Monate) ■ Fachkundige Person hinzuziehen (Ansprechpersonen s. u.); Tier ggf. virologisch untersuchen lassen ■ Auf keinen Fall warten, bis sich Symptome entwickeln! Hat das Virus das zentrale Nervensystem erreicht, ist es für eine Therapie zu spät. Video: Wie gefährlich ist die Fledermaustollwut? www.gesundheit-erlangen.com tuts“, erklärt sie. Denn dort heißt es: „Aufgrund der geringen Überwachungsintensität kann das Vorkommen von Fledermaustollwut nirgends ausgeschlossen werden.“ Dr. Held ordnet ein: „Es stimmt, dass Deutschland seit fast zwei Jahrzehnten frei ist von terrestrischer Tollwut, die unter anderem durch Füchse oder Waschbären übertragen wird. Aber bei Fledermäusen existiert die Krankheit weiterhin.“ Doch der Mikrobiologe kann grundsätzlich beruhigen: „Von den Tieren geht keine direkte Gefahr aus – selbst wenn sich ein Fledermausquartier in unmittelbarer Nähe, zum Beispiel im häuslichen Umfeld, befindet. Fledermäuse sind unter anderem nützliche Schädlingsvertilger und stehen unter einem strengen gesetzlichen Schutz“, erklärt er. „Aber auch wenn das Risiko einer Tollwutansteckung gering ist, kann der direkte Kontakt mit einem der Tiere gefährlich sein. Deshalb befürworten wir nach einem potenziell riskanten Ereignis – also einem Biss, Kratzer oder nach dem Belecken der nicht intakten Haut – eine postexpositionelle Tollwut-Immunprophylaxe, kurz PEP. Dabei handelt es sich um eine Impfserie nach einem vorgegebenen Schema.“ In der Regel heißt das: vier bis fünf Impfungen im Zeitraum von vier Wochen. Zusätzlich wird bei Ungeimpften noch TollwutImmunglobulin um die Wunde herum injiziert. Dies soll die Viren lokal binden und sie davon abhalten, ins Nervensystem einzudringen. Denn: Bricht die Tollwut aus, verläuft sie fast ausnahmslos tödlich. Nächtliche Begegnung Auch Fabian Thieme* aus der Nähe von Bamberg kam eines Abends mit einer Fledermaus in Berührung und wurde von ihr am Arm gekratzt. Drei Tage lang unternahm er nichts, dann machte sich der junge Mann Sorgen. In zwei Kliniken wies man ihn mit der Aussage ab, dass nichts unternommen werden müsse. „Wir haben dann dafür plädiert, dass der Patient – auch er war vorher nicht tollwutgeimpft – schnellstmöglich eine PEP braucht. Vor allem Kratzer oder Bisse durch Fledermäuse sind eine klare Indikation für eine nachträgliche Immunprophylaxe.“ Fabian Thieme hätte sich gewünscht, von Anfang an ernst genommen und schneller geimpft zu werden. *Name von der Redaktion geändert Risiko bei richtigem Verhalten gering Tollwutviren werden über den Speichel von Fledermäusen übertragen; ihr Kot ist ungefährlich. In Bayern wurden bisher 2.000 Fledermäuse auf Erreger der Fledermaustollwut hin untersucht. Davon wurden neun Tiere positiv getestet. Bislang kamen in Deutschland noch nie Menschen zu Schaden. Koordinationsstelle für Fledermausschutz in Nordbayern Ansprechpersonen bei einem Fledermausfund Kurzlink: bit.ly/3J4havP

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