Claudia Erhardt mit Kletterin Jule Breuning. Mit ihrer Wettkampfgruppe gewann die Trainerin beim bundesweiten ParaclimbingWettbewerb 2025 eine Gold- und zwei Silbermedaillen und errang zwei Top-Ten-Platzierungen. „Vielleicht bin ich ein ganz kleines bisschen stolz“, sagt sie augenzwinkernd. ... VON CLAUDIA EHRHARDT. Die Direktionsassistentin der Zahnärztlichen Prothetik ist Ansprechpartnerin für so ziemlich alles. Als Paraclimbing-Trainerin spornt sie Menschen mit Beeinträchtigungen zu Höchstleistungen an. VON FRANZISKA MÄNNEL Wenn Claudia Ehrhardt von dieser Gruppe spricht, leuchten ihre Augen. Seit 2023 trainiert sie beim DAV Erlangen Para-Kletterinnen und -Kletterer mit unterschiedlichen körperlichen Behinderungen. „Ich kam erst mit Mitte 50 zum Klettern, mit einer beeinträchtigten rechten Hand. Aber ich kletterte trotzdem und wäre damals dankbar gewesen, Tipps zu bekommen.“ Dieser Coach ist Claudia Ehrhardt nun selbst. „Ich komme aus dem Leistungssport, habe früher getanzt und geturnt und wollte auch Paraclimbing wettkampfmäßig angehen.“ In der Erlanger DAV-Kletterhalle fand sie Menschen, in denen sie Leistungssport-Potenzial sah. Sie baute eine sechsköpfige Wettkampfgruppe auf: zwei Menschen im Rollstuhl, zwei mit neurologischen Einschränkungen, ein junger Mann, der nach einer Tumorerkrankung keine Kraft mehr im rechten Bein hat, und eine Frau mit Cochlea-Implantat. „Ich überlege mir, wie jede und jeder hochkommt – nicht per Seilzug, sondern aus eigener, ehrlicher Kraft“, erklärt die Trainerin. So bekommt die Kletterin mit den schwachen Beinen je ein Band um die Oberschenkel, damit sie ihre Beine händisch anheben und platzieren kann. Für den Sportler mit gelähmter Hand entwickelte Claudia Ehrhardt eine in Chalk getränkte Armmanschette, über die er nur kurz streichen muss, statt immer kräftezehrend nach hinten in den Chalk-Beutel zu greifen. „Ich finde Lösungen, sehe die Geometrie der Körper an der Wand und habe Ideen, wie sie nach oben kommen“, so die studierte Ingenieurin. Ein Freund habe ihr gesagt, es seien „Perlen vor die Säue“, wenn sie die Gabe, Trainerin zu sein, nicht nutze und einfach nur selbst klettere. „Und dann siehst du Anita, die MS hat und im Rollstuhl sitzt, wie sie einen schweren Überhang klettert. Wie sie die anspruchsvollste Stelle meistert und spürt, sie kann es bis zum Ende schaffen. Sie hört nicht auf. In der Halle konnte man eine Stecknadel fallen hören. Danach gab es Standing Ovations – und viele Freudentränen.“ | 43 Menschen
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