44 | Menschen Was denken andere über Sie, was nicht stimmt? Ohne Witz: Wenn mich Menschen länger nicht gesehen haben, sagen sie oft, ich hätte abgenommen – dabei wiege ich seit 20 Jahren plus/minus dasselbe. Die Erste, die das regelmäßig gesagt hat, war meine Mutter. Vielleicht denken andere über mich, wenn sie mich nicht sehen, ich sei übergewichtig. Was nicht stimmt. Nennt man das nun – analog zu Michael Ende und dem Scheinriesen Herrn Tur Tur in „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ – scheinschwer? Aus welchem Fehler haben Sie am meisten gelernt? Als Heranwachsender habe ich auf einem Bauernhof einen Bagger fast zum Umkippen gebracht, weil ich die Schaufel unkontrolliert nach oben fahren lassen habe. Das hätte übel enden können – mit mir unter dem Bagger. Seitdem denke ich, nicht nur wenn ich auf dem Bagger sitze: Halbe Höhe reicht auch! Was ist Ihr Guilty Pleasure, also Ihr heimliches Vergnügen? Jeden Nachmittag ein süßes Teilchen zum Kaffee. Das würde ich übrigens, das kann ich heute ganz gefahrlos versprechen, auch mit Neil Armstrong teilen. AUS DEM MEDIZINKÄSTCHEN Ein Lebensende mit viel Lebensqualität, das ermöglichen Christoph Ostgathe und sein multiprofessionelles Team unheilbar Kranken mit fortgeschrittenen Leiden: indem sie jeden Menschen individuell behandeln, seine Schmerzen lindern und ihn psychisch sowie spirituell begleiten. INTERVIEW VON BARBARA MESTEL „Halbe Höhe reicht auch!“ Wen würden Sie gerne mal auf einen Kaffee treffen? Leider komme ich mit meinem Wunsch etwas spät. Ich hätte mich sehr gerne bei einem Flat White mit Neil Armstrong über die dunkle Seite des Mondes unterhalten – und über die existenziellen Gedanken, die einem 400.000 Kilometer von der Erde entfernt, in der Dunkelheit des Alls, unweigerlich kommen. Welche Patientin oder welcher Patient am Uniklinikum Erlangen ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? Das ist wirklich schwer – es gibt so unglaublich viele Menschen, von denen ich lernen durfte. Besonders bewegen mich jene, die auf der Palliativstation trotz der Konfrontation mit der Endlichkeit wirklich das Leben leben. Ich erinnere mich an Menschen, die sich auf Station noch offiziell das Jawort gegeben haben; an Konzerte, zum Beispiel von Wulli und Sonja, die Patientinnen und Patienten selbst organisiert haben; und an Menschen, die ihre geliebten Tiere auf Station oder auf das Gelände geholt haben, etwa unsere Patientin Lena mit ihrem Pferd Leopold. Prof. Dr. Christoph Ostgathe leitet seit 2010 die damals neu gegründete Palliativmedizinische Abteilung des Uniklinikums Erlangen. Die Verankerung der Palliativmedizin in Forschung und Lehre ist ihm ein besonderes Anliegen.
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