Gesundheit erlangen - Winter 2025/26

12 |Titel Schnell wieder auf den Beinen ALTERSTRAUMAZENTRUM Ein Sturz kann alles verändern: Der Oberschenkel bricht, das Becken wird verletzt. Jetzt muss schnell operiert werden, damit alles bestmöglich heilt. Dank der geriatrischen Versorgung am Uniklinikum Erlangen sind die meisten Patientinnen und Patienten schon kurz darauf wieder mobil. VON FRANZISKA MÄNNEL „Wir wollten in den Garten“, erzählt Horst L., während er im Gemeinschaftsraum bei gemütlichem Licht sein Frühstücksbrötchen isst. Draußen dämmert der Morgen. „Ich bin mit meiner Frau die Straße entlanggelaufen und dann auf dem Gehweg gestürzt. Ich weiß gar nicht, wie das genau passiert ist“, berichtet der 88-Jährige. Vor zwei Tagen wurde er in der Unfallchirurgischen und Orthopädischen Klinik des Uniklinikums Erlangen wegen seines Oberschenkelhalsbruchs operiert. Am Tag darauf stand er, unterstützt von einer Physiotherapeutin, das erste Mal aus dem Bett auf. Auch heute hat Horst L. Gangtraining – erst mal mit Rollator. Wer gehört in die Alterstraumatologie? Schon wenn ein Notfall, wie auch Horst L. einer war, im Uniklinikum Erlangen eingeliefert wird, entscheiden Ärztinnen und Ärzte, ob der Betroffene als alterstraumatologisch gilt. „Das trifft dann zu, wenn jemand 70 Jahre oder älter ist, einen oder mehrere Brüche hat, immobil, gebrechlich oder desorientiert wirkt oder wenn ein schlechter Ernährungszustand vorliegt. Bei diesen Kriterien durchläuft die Person dann ein standardisiertes Behandlungsschema in unserem Alterstraumazentrum“, erklärt Dr. Stefan Tiefenböck. Der Unfallchirurg ist aktuell im Rahmen einer Geriatrie-Weiterbildung in der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik beschäftigt und wird nach einem weiteren „Zwischenstopp“ in der Inneren Medizin wieder ganz in die Unfallchirurgische und Orthopädische Klinik zurückkehren. Die Einrichtung hat 2023 begonnen, strukturiert Geriaterinnen und Geriater auszubilden. Das Gelenk rasch voll belasten Anfang 2025 wurde die Unfallchirurgie-Orthopädie als Alterstraumazentrum der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V. zertifiziert. „Wenn man sich die Alterspyramide in Deutschland ansieht, war das ein absolut notwendiger Schritt. Den haben wir in einer großen Kraftanstrengung drei Jahre lang vorbereitet“, sagt Klinikdirektor Prof. Dr. Mario Perl. „Jede Nacht werden bei uns durchschnittlich zwei bis drei ältere Personen eingeliefert, die zu Hause oder im Pflegeheim gestürzt sind. Meistens haben sie Oberschenkel- oder Beckenfrakturen. Wir operieren sie, wenn es ihr Allgemeinzustand zulässt, immer innerhalb von 24 Stunden. Sonst steigt das Risiko für Komplikationen – Lungenentzündung, Thrombose, Muskelabbau.“ Das Credo von Prof. Perls Team: Früh operieren, früh mobilisieren, früh in die Reha. „Unser Ziel ist es, dass mindestens 50 Prozent der älteren Patientinnen und Patienten wieder das Niveau von vorher erreichen. Im besten Fall bleiben sie selbstständig.“ Entscheidend seien dabei auch die OP-Verfahren und -Materialien. „Es geht bei Hochaltrigen nicht darum, filigrane chirurgische Schräubchen zu set-

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