Gesundheit erlangen - Winter 2025/26

22 | S wie Sinn finden Einsamkeit überwinden „Einsamkeit ist unter älteren Menschen häufig, und sie ist ungesund“, sagt Prof. Dr. Johannes Kornhuber, Direktor der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik des Uniklinikums Erlangen. In Deutschland lebt jede fünfte Person über 65 Jahren allein, etwa 30 Prozent der älteren Menschen fühlen sich einsam. „Wenn Geschwister, die Partnerin oder gleichaltrige Freunde sterben, wenn die Kinder weit weg wohnen oder es gar keine gibt, kann Einsamkeit aufkommen. Aber: Es entsteht dann ein sozialer ,Hunger‘, die Sehnsucht nach Kontakt“, erklärt Prof. Kornhuber. „Und wenn dieser Hunger groß genug ist, wird er gestillt: Die Menschen greifen zum Telefon, verabreden sich, werden aktiv.“ Dieses Aktivwerden setzt allerdings voraus, dass man dazu noch in der Lage ist. „Denn natürlich sind Ältere oft nicht mehr so mobil und haben diverse Einschränkungen“, räumt der Psychiater ein. Wer einsam ist, hat ein höheres Risiko für Depression, Demenz, HerzKreislauf-Erkrankungen und kognitive Störungen sowie ein höheres Sterberisiko. Abhilfe schaffen laut Prof. Kornhuber kognitive Verhaltenstherapie, Bewegung und Aktivitäten in der Gruppe. Sinn macht resilient Essenziell für die geistige Gesundheit ist zudem das Erleben von Sinn. „Werden Sie sich Ihrer eigenen Werte bewusst – fokussieren Sie sich auf das, was Ihnen wirklich wichtig ist. Geben Sie Ihre Fähigkeiten an Jüngere weiter. Engagieren Sie sich in Je älter, desto eher depressiv? Im Alter nehmen Erkrankungen zu, ebenso persönliche Verluste, Sorgen um die Kinder oder andere Angehörige, finanzielle Nöte, Probleme mit der Wohnsituation und anderes. Deshalb kommen auch Depressionen im Alter öfter vor: 10 bis 15 Prozent der Über-65-Jährigen sind betroffen; in Pflegeeinrichtungen ist eher von über 20 Prozent auszugehen. Frauen erkranken deutlich häufiger. Bei Älteren ist eine Depression oft schwieriger zu diagnostizieren, denn Schlafstörungen und Antriebsmangel können auch normale Alterserscheinungen sein. Manchmal werden Depressionssymptome auch als Nebenwirkungen von Medikamenten gedeutet oder aus Scham verheimlicht. Es hilft daher, Angehörige zu Stimmungsveränderungen zu befragen. Essen für die Stimmung Nachlassender Appetit sowie eine auffallende Gewichtsab- oder -zunahme sind typische Kennzeichen einer Depression. Die beste Ernährung gegen oder bei depressiven Symptomen: medi- terrane Kost und kein (oder nur wenig) Alkohol! Erstaunlich, aber wahr Sport lindert Einsamkeitsgefühle! der Nachbarschaft, zum Beispiel als Lesepate, in der Kirche oder in einem Verein. Machen Sie regelmäßige Telefontermine mit Ihren Kindern oder einer Freundin aus“, rät der Experte. Dabei wichtig: „Seien Sie proaktiv und warten Sie nicht immer nur darauf, dass die anderen sich melden.“ Dankbarkeit empfinden Ein weiterer Rat von Johannes Kornhuber: „Schreiben Sie jeden Abend drei Dinge auf, die gut waren, aber denken Sie auch einmal an das, was Sie vielleicht geärgert hat. Lassen Sie unbestimmte dumpfe Gefühle – von Wut oder Verletztheit – klarer werden, indem Sie Erlebtes aufschreiben und aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Was ist da eigentlich passiert? Was hat die Situation in mir ausgelöst? Durch diese Reflexion erscheint manches in einem anderen Licht und Sie können Dingen doch noch eine positive Wendung geben.“ Titel

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