Gesundheit erlangen - Winter 2025/26

| 25 Feature Die Straße schlängelt sich den Berg hinauf. Der Asphalt ist uneben, durchzogen von Schlaglöchern. Rechts ragt eine Felswand empor, links fällt der Hang steil ins Tal hinab – der Boden am Abgrund bröckelt. Das Auto, das soeben noch mühsam einen Höhenmeter nach dem nächsten bezwungen hat, steht plötzlich still: ein platter Reifen. „Was machen wir denn jetzt?“, fragen sich die Insassen ratlos. Die nächste Werkstatt? Kilometerweit entfernt. Stille. Dann sagt Dr. Christine Hauer entschlossen: „Na, wir packen jetzt an – und wechseln den Reifen selbst!“ Anpacken – unter diesem Leitsatz steht die Reise nach Peru, die Dr. Christine Hauer, Laura Schwarzfärber und Frederic Balling im Juni 2025 antreten. Die Mission der Oberärztin, der Medizinischen Technologin für Radiologie und des Auszubildenden des Uniklinikums Erlangen: Sie sollen während eines vierwöchigen Aufenthalts einen Magnetresonanztomografen in Betrieb nehmen. Und zwar nicht irgendeinen und nicht irgendwo: Es handelt sich um den MRT-Scanner Magnetom Free.Star – ein neuartiges, besonders kompaktes und intuitiv bedienbares Gerät, das speziell für infrastrukturschwache Regionen entwickelt wurde. Der Zielort: das Missionshospital Diospi Suyana in den peruanischen Anden auf 2.700 Metern Höhe. Die Vision: mehr Gerechtigkeit „Nur jeder zweite Mensch auf diesem Planeten hat Zugang zur MRT-Technologie – und damit zu einer Versorgung, wie sie die moderne Medizin eigentlich allen ermöglichen könnte“, erklärt Prof. Dr. Michael Uder, Direktor des Radiologischen Instituts des Uniklinikums Erlangen. Gemeinsam mit Dr. Stephan Biber und Dr. David Grodzki, beide Ingenieure bei der Siemens Healthineers AG, hatte er das neuartige MRT-Gerät entwickelt – eine Innovation, für die das Trio 2023 von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit dem Deutschen Zukunftspreis ausgezeichnet wurde. „Ein respektvolles Zusammenleben auf unserem Globus ist nicht möglich, solange wir vier Milliarden Menschen dauerhaft zur Nummer zwei machen“, sagt Prof. Uder. Für ihn und seine Kollegen war deshalb schnell klar, wofür sie das Preisgeld von 250.000 Euro verwenden wollten: für den Kauf eines Magnetom Free.Star, der anschließend an ein Krankenhaus in einer strukturschwachen Region gespendet und damit genau an dem Ort und für den Zweck eingesetzt werden sollte, für den er entwickelt wurde. „Natürlich kann ein einzelnes MRT das Problem globaler Ungleichheit nicht lösen – aber es ist einer von vielen Millionen Beiträgen, die notwendig sind, um die Welt gerechter zu machen“, erklärt Michael Uder. Der Zufall kam per Podcast Gesagt, getan. Doch wohin genau soll das Gerät entsandt werden? Bedarf gibt es in vielen Regionen der Welt – doch nicht jedes Krankenhaus kommt infrage. „Bestimmte Voraussetzungen müssen erfüllt sein“, erklärt Prof. Uder „Für den Betrieb des MRTs ist beispielsweise eine zuverlässige Stromversorgung zwingend erforderlich. → Voller Vorfreude: Laura Schwarzfärber, Frederic Balling und Dr. Christine Hauer (v. l. n. r.) kurz vor dem Abflug nach Peru. Sie reisten als erstes von insgesamt drei Teams des Radiologischen Instituts des Uniklinikums Erlangen nach Curahuasi.

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