| 31 Medizin Zwischen zwei Welten Das Problem: Meist endet die Betreuung in der Kinderklinik nach dem 18. Geburtstag oder – falls die Erkrankung im Teenageralter auftritt – etwa fünf Jahre nach Therapieende. Danach folgt der Wechsel in die Erwachsenenmedizin. Dieser Übergang, die Transition, verläuft jedoch nicht immer reibungslos: Viele niedergelassene Haus- oder andere Fachärztinnen und -ärzte haben wenig Erfahrung damit und können die spezialisierte medizinische Betreuung, die ehemals krebskranke Kinder benötigen, nicht im gleichen Umfang leisten. Zugleich fällt es den Betroffenen oft schwer, die vertraute Umgebung der Kinderklinik hinter sich zu lassen „Die Zeit in der Kinderonkologie ist sehr intensiv. Diese Nähe, dieses Verständnis, das einem dort begegnet, verbindet ungemein“, erklärt Marie W. „Wir nehmen dich an die Hand“ Um Betroffenen die Sorge vor dem Unbekannten zu nehmen und die Nachsorgelücke zu schließen, rief die Erlanger Kinderonkologie bereits 2014 in Kooperation mit der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie ein spezielles Angebot ins Leben: die gemeinsame Sprechstunde für Krebsnachsorge für junge Erwachsene. Sie ermöglicht es Betroffenen, nach einer Krebsbehandlung in der Kindheit nahtlos zur Medizin 5 zu wechseln und in deren Langzeitnachsorge aufgenommen zu werden. „Um den Übergang zu vereinfachen, findet die erste Sprechstunde in der Medizin 5 immer mit mir als Kinderärztin statt“, erklärt Dr. Schuster. „Danach übernehmen unsere Kolleginnen und Kollegen der Medizin 5 alle weiteren regelmäßigen Kontrolluntersuchungen.“ Ein bekanntes Gesicht Auch Marie W. erlebte den Wechsel als „Einschnitt“, wie sie sagt. „Nach dieser langen, nicht immer einfachen Zeit kennt man die Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte. Man weiß, dass man bei ihnen gut aufgehoben ist.“ Zugleich sei es für sie aber auch der richtige Schritt gewesen: „Mit Anfang 20 gibt es einfach andere Themen zu besprechen als in der Kindheit. Auf einmal steht die Prävention von Spätfolgen im Fokus.“ Auch Marie W. wurde beim Erstgespräch in der Medizin 5 von Kinderärztin Sonja Schuster begleitet. „Ihre Anwesenheit hat es mir deutlich leichter gemacht“, erinnert sich Marie W. Nach einem ausführlichen Anamnesegespräch folgten Untersuchungen wie EKG, Ultraschall, Lungenfunktionstest und Blutkontrolle. Bei Bedarf findet auch ein psychoonkologisches Gespräch oder eine sozialrechtliche Beratung statt. Mittlerweile kommt die Patientin alle zwei Jahre zur Kontrolle in die Medizin 5 – ohne Dr. Schuster, dafür in Begleitung ihres → Zu wissen, dass es weitergeht und ein klarer Plan für die Nachsorge besteht, hat mir viel Sicherheit gegeben. Marie W.
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