Gesundheit erlangen - Winter 2025/26

32 | Medizin Fortsetzung von S. 31 Partners. „Zu wissen, dass es weitergeht und ein klarer Plan für die Nachsorge besteht, hat mir viel Sicherheit gegeben“, sagt sie heute. Neues Wissen In der Medizin 5 begleitet Oberarzt PD Dr. Norbert Meidenbauer die Langzeitnachsorge-Sprechstunde; geführt wird sie aktuell von Dr. Karen Dahlke, Fachärztin der Medizin 5. Dass ein Transitions- und Nachsorgeprogramm existiert, ist nicht selbstverständlich und auch nicht überall in Deutschland der Fall. Doch durch die Erhebung von Nachsorgedaten und deren wissenschaftliche Auswertung wächst das Bewusstsein für die Nachwirkungen einer Krebserkrankung in der Kindheit stetig weiter: „Das meiste Wissen über Spätfolgen stammt aus den letzten 20 Jahren“, sagt Sonja Schuster. Lückenschluss Das bedeutet auch: Kinder und Jugendliche, die vor zwei oder mehr Jahrzehnten in pädiatrisch-onkologischer Behandlung waren, wurden möglicherweise nie über ihr Spätfolgenrisiko aufgeklärt. Viele Betroffene sind heute Mitte 40 oder älter – und haben womöglich keine oder nur eine sehr unregelmäßige Nachsorge erhalten. „Das macht deutlich, wie wichtig es ist, auch diese Generation noch zu erreichen. Genau hier setzt das Forschungsprojekt LE-Na an, bei dem wir uns unter anderem mit unserer Sprechstunde beteiligen“, betont Dr. Dahlke. Denn in die Transitionssprechstunde der Kinderonkologie und der Medizin 5 kommen nicht nur junge Erwachsene, die aktuell aus der Erlanger Kinderonkologie entlassen werden, sondern auch einige, die schon länger nicht mehr in einer Kinderklinik betreut werden. „Im Rahmen des Projekts kontaktiert das Deutsche Kinderkrebsregister ehemals an Krebs erkrankte Kinder und Jugendliche aus den Jahren 1980 bis 1999 und lädt sie ein, eine Langzeitnachsorge in einem teilnehmenden Zentrum in Anspruch zu nehmen“, erklärt Dr. Dahlke. Dadurch soll herausgefunden werden, ob eine gezielte, multidisziplinäre Nachsorge Einfluss auf die LebensqualiIn der Transitionssprechstunde übergibt Dr. Sonja Schuster (l.), Ärztin in der Kinderonkologie, ihre Schützlinge an Ärztin Dr. Karen Dahlke aus der Medizin 5. Die beiden haben einen gemeinsamen Wunsch: Kein junger erwachsener Mensch soll mehr eine Kinderklinik verlassen, ohne über die Notwendigkeit einer Langzeitnachsorge nach Krebs aufgeklärt worden zu sein. Eine strukturierte Langzeitnachsorge ist wichtig, damit die Betroffenen nicht einfach nur überleben, sondern möglichst gesund alt werden können. Dr. Sonja Schuster tät und die Gesundheit der Betroffenen hat. Im besten Fall wird dadurch der Weg für eine flächendeckende, strukturierte Langzeitnachsorge in Deutschland geebnet – sowohl für all jene, denen der Wechsel in die Erwachsenenmedizin bevorsteht, als auch für jene, die bereits seit einigen Jahren nicht mehr in Behandlung sind. „Dabei geht es nicht nur um die körperliche Gesundheit: Eine Krebserkrankung in der Kindheit hinterlässt oft auch seelische und soziale Spuren – etwa Erschöpfung, Depressionen oder Probleme im Berufsleben. Diese Folgen werden noch viel zu wenig beachtet“, erläutert Dr. Schuster. Das sei auch der Grund, weshalb die Kosten für psychologische und sozialrechtliche Beratungsangebote bisher nur selten von den Krankenkassen übernommen werden. „Nicht zuletzt können die gesammelten Daten helfen, Zusammenhänge zwischen bestimmten onkologischen Therapien und Spätfolgen aufzudecken“, betont die Kinderärztin. „Wir wün-

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