40 | Medizin Mehr als Schall und Rauch? Aus der Kirche ins Labor Weihrauch ist vielen vor allem aus dem religiösen und dem kultischen Umfeld bekannt. Er begleitet religiöse Zeremonien, soll den Geist reinigen und die Konzentration steigern. In der traditionellen indischen Heilkunst Ayurveda wird Weihrauch seit Jahrtausenden als pflanzliches Heilmittel in der Behandlung von Schmerzen, Entzündungen und einigen anderen Beschwerden verwendet. Auch hierzulande ist Weihrauch inzwischen Gegenstand von Studien, um dessen medizinischen Nutzen zu untersuchen. Weihrauch – was genau ist das eigentlich? Als Weihrauch wird zum einen das gereinigte und gehärtete Gummiharz bezeichnet, das aus verschiedenen Arten des Weihrauchbaums gewonnen wird und medizinisch wirksame sogenannte Boswelliasäuren enthält. Zum anderen heißt so auch der Rauch, der beim Verbrennen dieses Harzes entsteht. Man unterscheidet zwischen dem indischen Weihrauch (Boswellia serrata), der für medizinische Zwecke genutzt wird, der afrikanischen (Boswellia carterii) und einigen anderen Sorten. Alle weisen eine unterschiedliche Konzentration der Boswelliasäuren auf. Mehr Forschung nötig In kleineren Studien wurde untersucht, ob und wie Weihrauch bei Erkrankungen wie Arthritis, Morbus Crohn, Multipler Sklerose und Asthma bronchiale wirkt. Die Forschenden konnten vor allem eine antientzündliche Wirkung der enthaltenen Boswelliasäuren feststellen. Die Datenlage reicht allerdings bislang nicht aus, um die Annahmen fundiert zu bestätigen. Auch Neben- und Wechselwirkungen mit Medikamenten und Langzeiteffekte sind noch unzureichend untersucht. Vorsicht ist nach ersten Erkenntnissen bei der gleichzeitigen Einnahme von Gerinnungshemmern geboten. Nicht als Arzneimittel zugelassen Weil die klinische Wirksamkeit noch nicht ausreichend erforscht ist, sind Weihrauchpräparate in Deutschland auch nicht als Arzneimittel zugelassen, sondern gelten als Nahrungsergänzungsmittel. Im Handel sind sie in Tabletten- oder Kapselform erhältlich, wobei bislang weder die Art des Extrakts noch die genauen Inhaltsstoffe oder die Dosierung standardisiert sind. Wer Weihrauchpräparate einnehmen möchte, sollte sich vorher ärztlich beraten lassen. MITTEL DER WAHL Gerade rund um Weihnachten zieht der schwere, süßliche Duft von Weihrauch durch Kirchen und viele Wohnzimmer. Doch das aromatische Harz soll mehr zu bieten haben als seinen intensiven Geruch. VON LUISE LAUFER
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