42 | Medizin Mensch und Maschine Wenn Herz oder Lunge nicht mehr selbstständig arbeiten, sind Perfusionistinnen und Perfusionisten zur Stelle. Ihre Hauptaufgabe ist es, die Herz-Lungen-Maschine zu bedienen – etwa, wenn jemand eine neue Herzklappe bekommt und dazu das Herz eine Zeit lang stillstehen muss. „Das System wird auch eingesetzt, wenn Ärztinnen und Ärzte ein Spenderherz transplantieren, wenn sie wegen ,verstopfter‘ Herzkranzgefäße eine Bypass-OP durchführen oder wenn Eingriffe an der Hauptschlagader gemacht werden“, sagt PD Dr. Frank Münch, leitender Perfusionist am Uniklinikum Erlangen. Er erklärt, wie die Herz-Lungen-Maschine genau funktioniert: „Es ist sozusagen ein Kreislauf außerhalb des Körpers, den wir aufrechterhalten. Dazu leiten wir vor dem Herzen Blut aus dem Körper und geben es erst nach dem Herzen – mit Sauerstoff angereichert, CO2-reduziert und richtig temperiert – wieder zurück in den Patientenkreislauf. Denn wenn das Herz auf diese Weise überbrückt wird, heißt das auch: Die Lunge wird nicht durchblutet und eine effektive Beatmung ist nicht möglich. Die Maschine ersetzt also Herz und Lunge gleichermaßen. Sie besteht deshalb aus einer Pumpe und einem Oxygenator, der Sauerstoff zuführt und CO2 aus dem Blut herausholt.“ PERFUSIOLOGIE Nur etwa 600 Menschen in Deutschland sind Perfusionistin bzw. Perfusionist. Dabei ist ihr Beruf überlebenswichtig: Die Perfusiologie unterstützt den Kreislauf, wenn Herz oder Lunge vorübergehend pausieren – mit technischen Lösungen außerhalb des Körpers. VON FRANZISKA MÄNNEL Das vorübergehende „Stilllegen“ des Herzens, wie Dr. Münch es nennt, kann vier bis fünf Stunden aufrechterhalten werden. „Wir führen es durch eine spezielle Flüssigkeit herbei, die in die Herzkranzgefäße gespritzt wird“, erklärt Frank Münch. Diese Lösung enthält typischerweise Elektrolyte und andere Zusätze, die den Stoffwechsel des Herzmuskels verlangsamen. Dass der Herzstillstand so sicher wie möglich ist – dazu hat auch der leitende Perfusionist durch seine Forschung beigetragen. „Grundsätzlich gilt: Je kürzer der Stillstand, desto besser fürs Herz“, sagt er. „Aber wir haben Lösungen gefunden, auch längere Herzstillstandzeiten zu überbrücken und komplexe OPs zu ermöglichen.“ Richtige Einstellung für jedes Kunstherz Auch Kinder und Erwachsene, für die noch kein Spenderorgan gefunden wurde und die deshalb zunächst ein Kunstherzsystem brauchen, werden von einer Perfusionistin oder einem Perfusionisten an die Technik angeschlossen. „Diese Patientinnen, Patienten und deren Etwa 850 Menschen pro Jahr … sind allein am Uniklinikum Erlangen auf eine Perfusionistin bzw. einen Perfusionisten angewiesen. Am Uniklinikum Erlangen arbeiten insgesamt acht Personen in diesem Fachgebiet. PD Dr. Frank Münch im Operationssaal: Hier tragen Perfusionisten wie er die volle Verantwortung dafür, Organfunktionen zu stabilisieren und den Kreislauf aufrechtzuerhalten.
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