Gesundheit erlangen - Winter 2025/26

50 | Kopfsache Fortsetzung von S. 49 Symptome oder andere seelische Belastungen, die mitberücksichtigt werden sollten. Was wissen Sie über das Schmerzgeschehen und die Auslöser von Kopfschmerzen? Bei Migräne kommt es in den Blutgefäßen der Hirnhäute zu einer Entzündungsreaktion. Das ist oft erblich bedingt. Das Gehirn der Betroffenen reagiert dann auf bestimmte Reize mit einer Schmerzattacke. Der Haupttrigger ist Stress. Dazu reagieren viele Patientinnen und Patienten auf Rhythmusveränderungen, wenn sie zum Beispiel unregelmäßig essen, trinken oder schlafen. Auch Wetterwechsel und Hormonschwankungen fallen in diese Kategorie. Über die Hälfte der Frauen mit Migräne berichtet, dass die Symptome in der Zeit ihrer Periode stärker oder häufiger sind. Auch Überreizung ist ein Thema – zu viel Lärm, Licht, Menschenmassen. Bei Spannungskopfschmerzen gibt es ähnliche Auslöser, aber sie äußern sich anders als Migräne: eher dumpf drückend, oft ohne Begleitsymptome wie Übelkeit und so, dass leichte Bewegung die Drei Tools zum Ausprobieren TENS (Transkutane Elektrische Nervenstimulation): Über aufgeklebte Elektroden (z. B. Nacken, Stirn, Kiefer) wird Reizstrom ins Gewebe geleitet. Er stimuliert die Nerven und kann so die Schmerzwahrnehmung regulieren. TENS-Geräte eignen sich auch für zu Hause. Kältehaube: Sie sieht aus wie eine Badekappe, die bis über die Augen reicht. Sie wird im Eisfach heruntergekühlt und dann zur Migränebehandlung aufgesetzt. Akupressurmatte: Viele kleine, feste Spitzen aus Kunststoff fördern die Durchblutung im Nacken oder am ganzen Rücken, was Verspannungen lindern und damit auch Kopfschmerzen abmildern kann. Symptome nicht verschlechtert. Ein Schmerztagebuch kann die unterschiedlichen Einflussfaktoren sichtbar machen. Das klingt nach ganz schön vielen Faktoren, die beachtet und kontrolliert werden sollten. Es gibt definitiv einige Stellschrauben. Dabei geht es aber immer um ein sinnvolles Triggermanagement und nicht darum, sich selbst und die Umstände permanent zu optimieren. Das ist unrealistisch und erzeugt auch wieder Stress. Wir sagen immer: Migräne ist keine Strafe für ein falsch gelebtes Leben. Denn manchmal macht man alles, was man kann, und trotzdem kommt der Schmerz. Die gute Nachricht: Durch achtsame Veränderungen im eigenen Leben lässt sich die Kontrolle über Schmerzhäufigkeit und -intensität zurückgewinnen. Welche Schmerzmittel empfehlen Sie? Manchen helfen bei Kopfschmerzen frei verkäufliche Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol. Sobald eine Migräneattacke aufzieht, heißt es: „Hit hard, hit early.“ Also ausreichend stark und ausreichend früh behandeln, sonst ist die Wirkung nicht optimal. Also nicht alle paar Stunden eine halbe Tablette, und noch eine und noch eine, sondern gleich eine angemessen hohe Dosis. Bei der einen Patientin sind das 400 Milligramm Ibuprofen, bei der anderen 800 Milligramm. Außerdem sollte man sich nach der Einnahme Ruhe gönnen. Wer an mehr als 10 bis 15 Tagen im Monat Schmerztabletten nimmt, riskiert einen Medikamentenübergebrauchskopfschmerz, und diese langfristige Einnahme birgt natürlich auch andere Risiken und Nebenwirkungen. Wenn herkömmliche Schmerzmittel gegen Migräne nicht helfen, gibt es außerdem Triptane. Das sind spezielle Medikamente, deren Einnahme man immer mit einer Neurologin oder einem Neurologen besprechen sollte; zudem ist eine Behandlung mit Bluthochdruck- oder Epilepsiemedikamenten, Antidepressiva oder Botox möglich. Und dann haben wir für Migränikerinnen und Migräniker noch 1 2 3

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